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Antworten aus DeZIM.panel-Befragung: Breite Zustimmung für kommunales Wahlrecht für Ausländer*innen & Maßnahmen für bezahlbaren Wohnraum

/ Forschung

Ab sofort steht der Scientific Use File der ersten Befragungswelle (W1) des DeZIM.panels zum Schwerpunkt Politik für Forschungszwecke zur Verfügung.

Zwischen Dezember 2021 und Februar 2022 führte das DeZIM.panel seine erste reguläre, repräsentative Bevölkerungsbefragung (Welle 1, W1) nach der Rekrutierungsstudie (W0) durch. Der Schwerpunkt lag diesmal auf politischen Einstellungen und politischem Verhalten, befragt wurden knapp 3.700 Personen. Die Ergebnisse geben Aufschluss unter anderem über die allgemeine Lebenszufriedenheit, das politische Interesse und die Haltung der Bevölkerung in Deutschland zu vieldiskutierten Fragen wie der Schaffung bezahlbaren Wohnraums oder der Einführung eines Wahlrechts für Nicht-EU-Ausländer*innen auf kommunaler Ebene.

Die Antworten sind jetzt als anonymisierter Datensatz (im Stata-Format) verfügbar und besonders für diejenigen interessant, die in den Themenfeldern politisches Verhalten, politische Soziologie, Integration, Migration und Rassismus forschen: Sie liefern eine breite Datenbasis zu politischen Einstellungen und Verhaltensweisen und decken zusätzlich Themen wie Eigen- und Fremdzuschreibung, Verschwörungstheorien, Rassismus und geschlechtergerechte Sprache ab. Die Daten sind über das Forschungsdatenzentrum des DeZIM-Instituts, das DeZIM.fdz, für Forschungszwecke zugänglich.

Allgemeine Lebenszufriedenheit

Jede Befragungswelle enthält einige Fragen zum subjektiven Wohlbefinden und zur Einschätzung der individuellen Lebenssituation, um damit perspektivisch langfristige Trends beobachten zu können. Entsprechend wurden auch die Teilnehmenden der W1 auf einer Skala von 1 („völlig zufrieden“) bis 11 („völlig unzufrieden“) nach ihrer allgemeinen Lebenszufriedenheit befragt. Die Antworten rekodierten wir anschließend in “unzufrieden”, “teils/teils” und “zufrieden”. So zeigt sich: Unmittelbar vor Beginn des Ukraine-Krieges Ende Februar 2022 war die weite Mehrheit der befragten Menschen in Deutschland mit ihrem Leben zufrieden (über 82 %), als unzufrieden bezeichneten sich nur rund 11 Prozent (siehe Abbildung).

Politisches Interesse

Schwerpunkt der W1-Befragung waren Fragen zur politischen Einstellung und dem politischen Verhalten. Knapp 47 Prozent der Menschen in Deutschland interessieren sich sehr stark oder stark, über 38 Prozent mittelmäßig und knapp 15 Prozent schwach oder sehr schwach für Politik.

Hier sehen wir größere Unterschiede zwischen einzelnen Bevölkerungsgruppen. So ist das Interesse an Politik bei Personen ohne Migrationsgeschichte und bei Personen mit Migrationsgeschichte, die bereits in der zweiten Generation in Deutschland leben, signifikant höher als bei Personen, die selbst hierher eingewandert sind. Einer der Gründe könnte sein, dass Migrant*innen der ersten Generation seltener die deutsche Staatsbürgerschaft haben und damit weder über ein aktives noch ein passives Wahlrecht verfügen. Eine Ausnahme gilt nur für Menschen aus Mitgliedsstaaten der EU, die in Kommunalwahlen wählen dürfen.

Kommunales Wahlrecht für Nicht-EU-Ausländer*innen

Eine politische Sachfrage, die die Menschen immer wieder bewegt, ist die Frage nach dem kommunalen Wahlrecht für Nicht-EU-Ausländer*innen. Unsere Befragung zeigt, dass knapp 73 Prozent der gesamten Bevölkerung es befürworten würden, wenn nicht nur Menschen aus EU-Mitgliedsstaaten, sondern auch Menschen aus anderen Ländern, die in Deutschland leben, auf kommunaler Ebene wählen dürften. Besonders stark unterstützen Menschen ohne deutsche Staatsbürgerschaft diese Forderung (rund 88 %). Auch unter Menschen mit eigener Migrationsgeschichte ist die Zustimmung etwas höher als bei anderen.

Staatliche Maßnahmen für bezahlbaren Wohnraum

Auch zur Frage, ob staatliche Maßnahmen nötig sind, um bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, herrscht weitestgehend Einigkeit in der Bevölkerung. Eine überwältigende Mehrheit von etwa 90 Prozent stimmt dem zu. Leichte Unterschiede zwischen den Gruppen bestehen zwar, sind aber statistisch nicht signifikant.

Wie werden die DeZIM.panel-Daten beantragt?

Die Daten sind über das DeZIM.fdz, ausschließlich für Forschungszwecke zugänglich. Die Anonymität der Befragungsteilnehmer*innen ist dabei stets gewährleistet.

Das DeZIM.fdz bietet Forschungsdaten über verschiedene Zugangswege an: Derzeit sind Scientific Use Files (SUF) via Download sowie On-Site in den Räumlichkeiten des DeZIM-Instituts verfügbar. Bald ist die Datennutzung auch per Remote Access Zugang innerhalb der bwCloud möglich.

Der Zugang zu den DeZIM-Daten ist gesetzlich geregelt. Um einen SUF zu nutzen, müssen ein wissenschaftlicher Forschungszweck sowie die Anstellung an einer wissenschaftlichen Einrichtung vorliegen. Außerdem muss dafür ein Datennutzungsvertrag abgeschlossen werden.

Hier gelangen Sie zur Übersicht und zum Antragsformular: fdz.dezim-institut.de

Hintergrundinformationen zum DeZIM.panel

Das Online Access Panel des DeZIM (DeZIM.panel) untersucht durch wiederkehrende, repräsentative Bevölkerungsbefragungen, wodurch das gesellschaftliche Leben in Deutschland geprägt wird, und wie es sich entwickelt.

Die Grundgesamtheit des DeZIM.panels umfasst alle in Deutschland lebenden Personen mit und ohne Migrationsgeschichte, die zwischen 1941 und 2004 geboren sind. Es handelt sich dabei um eine Zufallsstichprobe auf Basis der Einwohnermeldeämter, mit der aktuelle Stimmungen und Trends in der deutschen Bevölkerung im Längsschnitt abgebildet werden können. Die Stichprobe des DeZIM.panels basiert auf einer zweistufig geschichteten Stichprobenziehung mit dem Ziel, bestimmte Bevölkerungsgruppen überproportional häufig in der Stichprobe zu berücksichtigen; insbesondere Menschen aus der Türkei, aus anderen mehrheitlich muslimischen Ländern, aus Staaten mit Gastarbeiter*innenanwerbeabkommen sowie Aussiedler*innen aus der ehemaligen Sowjetunion und Rumänien. Dadurch liefert das DeZIM.panel genügend Fälle für Vergleiche und Analysen innerhalb dieser Subgruppen im Quer- sowie zukünftig auch im Längsschnitt.

Anfang des Jahres 2021 nahmen über 9.000 Personen mit und ohne Migrationsgeschichte aus ganz Deutschland an der Rekrutierungsstudie teil. Knapp 7.000 Teilnehmer*innen erklärten sich im Anschluss dazu bereit, langfristig und mehrmals jährlich an Folgebefragungen teilzunehmen. Seit 2022 führt das DeZIM.panel nun vier reguläre Erhebungswellen pro Jahr à 20 Minuten Online-Befragungszeit durch. Diese Wellen setzen sich aus unterschiedlichen Kernmodulen zusammen, die jedes Jahr weitgehend gleichbleiben, sowie aus Fragen zu aktuellen Themen. Die erste reguläre Erhebungswelle (W1), deren Daten nun verfügbar sind, lief von Dezember 2021 bis Februar 2022. Insgesamt haben 3.682 Personen den Fragebogen beendet.

DeZIM.panel-Publikationen

Zitation

Dollmann, Jörg; Mayer, Sabrina J.; Lietz, Almuth; Siegel, Madeleine; Jonas, Köhler; Jacobsen, Jannes; Kalter, Frank (2023): Gesellschaftliches Zusammenleben in Deutschland. DeZIM.panel Welle 1. Datensatz, Version: 2.0.0. SUF C. Berlin: Deutsches Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM). https://doi.org/10.34882/dezim.panel.bw1.c.2.0.0

Kontakt

Almuth Lietz

Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Cluster Daten-Methoden-Monitoring

lietz(at)dezim-institut.de

Zum Cluster Daten-Methoden-Monitoring