Laufzeit: Januar 2020 – Dezember 2020
Projektkoordination:Dr. Edward Omeni, Rani Pabst (studentische Mitarbeiterin)
Ehemalige Projektmitarbeiter*innen: Dr. Rosa Brandhorst
Die ambulante Pflege gehört zu den überwiegend akzeptierten Pflegeangeboten seitens pflegebedürftiger Migranten*innen, da sie dem Wunsch dieser Personengruppe nach einer familienzentrierten Fürsorge im häuslichen Rahmen entgegenkommt. Das bedeutet, dass neue Wohn-, Pflege- und Versorgungsformen notwendig werden. Dazu gehören Familienangehörige, Ärzte, Pflegekräfte, aber auch Freunde und Nachbarn, die ältere Menschen in alltäglichen Situationen unterstützen. Sie bilden ein Unterstützungsnetzwerk, das nach Bedarf mobilisiert werden kann. Internationale Migration, berufsbedingte Pendlermobilität, Mangel an bezahlbarem und altersgerechtem Wohnraum, finanzieller und zeitlicher Druck und psychologische Belastung führen dazu, dass Familien oft zwischen ‚guter Pflege, die zu teuer ist‘ und ‚bezahlbarer Pflege, die gut genug ist‘ wählen müssen, wobei ihre Entscheidungen sowohl von der gesetzlichen Regulierung als auch der Charakteristika des Wohnorts abhängig sind. So sind die Handlungsmöglichkeiten für Großstadtbewohner*innen und Familien in ländlichen Gebieten mit geringer Dichte an pflegerischen und medizinischen Leistungen sehr unterschiedlich. Gerade in ländlichen Gebieten können Telemedizin und weitere Technologie (ambient assisted living AAL) komplementär in der Pflege eingesetzt und als Teil solcher Unterstützungsnetzwerke betrachtet werden. Bisher fehlen allerdings Untersuchungen darüber, wie ältere Migrant*innen und deren Familien die Pflege organisieren, ob sie ihre Unterstützungsnetzwerke um migrantische Pflegekräfte erweitern, ob sie im Bereich (Tele-)Medizin/AAL besondere Bedürfnisse haben (und wenn ja, ob diese realisiert werden können) oder ob sie auf transnationale Netzwerke und Pflege bzw. Versorgung im Ausland zurückgreifen. Angesichts dieser Wissensdefizite fragt das Projekt u. a. nach:
Das Projekt basiert auf ethnographischer Forschung: In ausgewählten Städten in Deutschland werden qualitative narrative Interviews geführt, um die Unterschiede zwischen lokalen Kontexten herauszuarbeiten. Für die Untersuchung bietet sich die Biographieforschung als vielversprechender theoretischer und methodologischer Ansatz an. Dieser kann zur Vertiefung mit ethnographischen Methoden (z.B. teilnehmende Beobachtung) ergänzt werden.
Case Studies werden nach dem Prinzip der maximalen Differenzierung ausgesucht, so dass wir die Variation in Unterstützungsnetzwerken erfassen können. Die Zusammenarbeit mit Firmen wie Smart Homes, den Expert*innen in AAL und anderen Technologien in den Niederlanden, NGOs, ambulanten Pflegediensten und Krankenhäusern sind geplant.
Die Ergebnisse werden mit dem Monitoring und anderen Projekten im Bereich Ältere Migrant*innen am DeZIM vernetzt.
Der Projektbeginn ist für den 1. Januar 2020 geplant.
Neben der Planung der Forschungsinstrumente soll in der ersten Phase auch die Möglichkeit der Kooperation mit Krankenkassen wie der AOK oder der Barmer geprüft werden. Internationale Kooperationen mit der Forschungsgruppe Anthropology of Health, Care and the Body an der University of Amsterdam, Faculty of Social and Behavioural Sciences (Dr. Kristine Krause) sowie mit der School of Social Sciences, University of Western Australia (Prof. Dr. Loretta Baldassar) sind gesichert. Die Finanzierung von internationalen Fellowships, z.B. über die DFG, wird angestrebt.