FoDiRa-Projekt: „War da was?“ Die Wahrnehmung von Diskriminierung in Deutschland

Frühere Korrespondenzstudien zeigen, dass verschiedene Gruppen von Migrant*innen auf dem Arbeitsmarkt diskriminiert werden. Darüber hinaus weisen Studien zur Diskriminierung darauf hin, dass der Abbau der Vorurteile gegenüber bestimmten Gruppen, beispielsweise durch Politikmaßnahmen, dieser Ungleichbehandlung entgegenwirken könnte. Dabei ist die Wahrnehmung von Diskriminierung anderer Bevölkerungsgruppen als der eigenen eine wesentliche Voraussetzung für eine breite Unterstützung von Antidiskriminierungsmaßnahmen. Wie die Diskriminierung bestimmter Bevölkerungsgruppen von der Mehrheit der Gesellschaft wahrgenommen wird, ist bisher wenig erforscht worden. Daher ist wenig bekannt, inwieweit sich die Mehrheit der Bevölkerung der Diskriminierung von Bevölkerungsgruppen bewusst ist, mit denen sie nicht häufig in Berührung kommt. Aus politischer Sicht ist es außerdem wichtig zu wissen, ob Erkenntnisse aus der Forschung zu Diskriminierung auf dem Arbeitsmarkt das Bewusstsein für das Thema schärfen und zu einer stärkeren Unterstützung von Antidiskriminierungsmaßnahmen führen können. Diese Studie untersucht die Wahrnehmung der Bevölkerung über das Ausmaß der Diskriminierung. Hierfür wird eine Online-Befragung mit experimentellem Design umgesetzt.

Das Experiment wird in zwei Wellen durchgeführt. In der ersten Welle des Experiments werden in einer Online-Befragung Einschätzungen über das Ausmaß der Diskriminierung von Bewerberinnen mit türkischem Hintergrund auf dem deutschen Arbeitsmarkt erhoben. Als objektives Maß der Diskriminierung im Bewerbungsprozess werden experimentell geschätzte Rückrufquoten aus veröffentlichten Korrespondenzstudien herangezogen. Die Rückrufquote bezeichnet den Anteil an Bewerbenden, die nach einer Bewerbung zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen werden.

Die befragten Personen erhalten in der ersten Welle eine Beschreibung der Profile hypothetischer Bewerberinnen. Im Folgenden laden wir sie dazu ein, die Rückrufquote für eine andere Bewerberin zu schätzen. Unterschiedliche Einschätzungen der Rückrufquoten messen daher Variationen in der wahrgenommenen Arbeitsmarktdiskriminierung, die die befragten Personen den verschiedenen Bewerberinnen zusprechen. Anschließend werden die befragten Personen nach dem Zufallsprinzip in drei Gruppen eingeteilt. Je nach Gruppe erhalten die zufälligen Teilmengen von Befragten unterschiedliche Informationen.

In der zweiten Welle der Studie, die etwa zwei bis vier Wochen nach der ersten Welle erhoben wird, werden die Veränderung der Ansichten der befragten Personen zu Diskriminierung auf dem Arbeitsmarkt und die Unterstützungsbereitschaft für verschiedene Antidiskriminierungsmaßnahmen ermittelt. Hiermit kann untersucht werden, ob und wie stark sich die Ansichten der Befragten verändert haben.

Forschungsfragen

  • Führt die Vermittlung von Ergebnissen der Forschung zu einer veränderten Wahrnehmung von Diskriminierung?
  • Führt ein gesteigertes Bewusstsein von Ungleichbehandlung auch zu einer stärkeren Unterstützung von Politikmaßnahmen mit dem Ziel, Ungleichbehandlungen entgegenzuwirken?

Beteiligte Wissenschaftler*innen

Projektleitung

Mitarbeitende

Kontakt

Dr. Sekou Keita
Wissenschaftlicher Mitarbeiter am IAB
Sekou.Keita(at)iab.de