Wie sich Potenziale nachgezogener Partner*innen für den deutschen Arbeitsmarkt nutzen lassen

Viele Menschen, die ihren Partner*innen nach Deutschland folgen, sind hochqualifiziert, aber nicht erwerbstätig. Das DeZIM gibt Handlungsempfehlungen.

Menschen, die ihren Partner*innen nach Deutschland gefolgt sind, machen hierzulande rund ein Viertel aller seit 2005 nach Deutschland gezogen Migrant*innen im erwerbsfähigen Alter aus. Viele von ihnen sind hochqualifiziert. Doch nur rund die Hälfte von ihnen ist erwerbstätig. Warum ist das so? Und wie lässt sich dieses Potenzial besser für den deutschen Arbeitsmarkt nutzen? Diesen Fragen geht das DeZIM-Institut in seiner neuen Briefing Note „Überqualifiziert und unterbeschäftigt“ nach – und gibt Handlungsempfehlungen.
 

Der partnerschaftliche Familiennachzug ist das häufigste Motiv, um nach Deutschland einzuwandern. Zwischen 540.000 und 880.000 Menschen, die ihren Partner*innen nach Deutschland gefolgt sind, leben unseren Hochrechnungen zufolge hierzulande. Dabei handelt es sich meistens um Frauen – über 70 Prozent der nachgezogenen Partner*innen sind weiblich. Die Mehrheit dieser Gruppe ist außerdem sehr gut ausgebildet: Mehr als zwei Drittel besitzen einen Abschluss, der mindestens einer Berufsausbildung oder einem Schulabschluss der Sekundarstufe II entspricht. Über 30 Prozent haben ein Studium mit mindestens einem Bachelor abgeschlossen – die überwiegende Mehrheit bereits im Ausland. Doch nur wenige von ihnen arbeiten in ihrem erlernten Berufsfeld. Das gilt in besonderem Maße für Frauen: von ihnen ist weniger als die Hälfte erwerbstätig (46,9 Prozent), und nur jede Fünfte arbeitet in ihrem erlernten Beruf (21,7 Prozent).

„Die Gründe dafür sind vielfältig. Zum Teil liegt es an mangelnden Sprachkenntnissen, zum Teil wurden Qualifikationen nicht anerkannt, zum Teil fehlt der Zugang zu einer Kinderbetreuung. Auch die Dauer des Aufenthalts in Deutschland fällt ins Gewicht: je länger nachgezogene Partner*innen in Deutschland leben, desto häufiger sind sie beschäftigt“, sagt Linda Maciejewski, eine der Autor*innen der DeZIM Briefing Note. „Entsprechend vielfältige Ansätze braucht es, um die Integration nachgezogener Partner*innen auf dem deutschen Arbeitsmarkt nachhaltig zu verbessern.“

Hochqualifizierte Fachkräfte im Inland

Mit dem im Jahr 2020 in Kraft getretenen Fachkräfteeinwanderungsgesetz wirbt die Bundesregierung gezielt um hochqualifizierte Arbeitskräfte aus dem Ausland. Die Ergebnisse des DeZIM legen nahe, dass es gezielte Maßnahmen braucht, um nachgezogenen Partner*innen aktiv in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Eine wichtige Hürde ist die Anerkennung ihrer meist im Ausland erworbenen Qualifikationen – sie sollte erleichtert werden, um die Beschäftigungs- und Einkommenssituation dieser Gruppe zu verbessern.

„Angesichts des Fachkräftemangels muss das Potenzial nachgezogener Partner*innen besser genutzt werden. Diese Gruppe ist groß, gut ausgebildet und größtenteils weiblich“, sagt Dr. Niklas Harder, Co-Leiter der Abteilung Integration am DeZIM-Institut. „Für diese Zielgruppe braucht es niedrigschwellige Informations- und Unterstützungsangebote, beispielsweise über Schulen, Kindertagesstätten und Jobcenter. Sprachkurse mit paralleler Kinderbetreuung könnten helfen, nachgezogene Partner*innen beim Erwerb der deutschen Sprache zu unterstützen. Auch das könnte ihre Erwerbstätigenquote erhöhen.“ 

Die DeZIM Briefing Notes 7|22 „Überqualifiziert und un(ter)beschäftigt: Potenziale nachziehender Partner*innen für den deutschen Arbeitsmarkt“ ist hier abrufbar.


Die Projektseite finden Sie hier.

ÜBER DAS DEZIM-INSTITUT

Das Deutsche Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM) forscht zu Integration und Migration, zu Konsens und Konflikten, zu gesellschaftlicher Teilhabe und zu Rassismus. Es besteht aus dem DeZIM-Institut und der DeZIM-Forschungsgemeinschaft. Das DeZIM-Institut hat seinen Sitz in Berlin-Mitte. In der DeZIM-Forschungsgemeinschaft verbindet sich das DeZIM-Institut mit sieben anderen Einrichtungen, die in Deutschland zu Migration und Integration forschen. Das DeZIM wird durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gefördert.