Befragung der deutschen Privathaushalte: Auswirkungen der COVID-19-pandemie-bedingten Reiseeinschränkungen auf die betroffenen Familien in Deutschland
Abteilung Integration
Projektleitung: Dr. Niklas Harder , Prof. Dr. Magdalena Nowicka
Projektmitarbeitende: Mathis Herpell
Im Jahr 2019 waren rund 4,1 Millionen Menschen in Deutschland pflegebedürftig, von denen knapp 80 Prozent zu Hause versorgt wurden (Statistisches Bundesamt 2020). Der nach wie vor große Wunsch älterer Menschen, so lange wie möglich im gewohnten Umfeld leben zu können, wird durch den „Vorrang der häuslichen Pflege“ (§3 SGB XI) in der sozialen Pflegeversicherung gefördert. Dabei wird die Pflegeverantwortung im Sinne eines „familialistischen Pflegesystems“ (Emunds et al. 2019) insbesondere den Frauen übertragen. Welche Auswirkungen die Pandemie und die damit verbundenen Maßnahmen auf die Pflegearrangements in den Privathaushalten in Deutschland hatte, soll in dem Projekt untersucht werden.
Einzelne Forschungsergebnisse zu den Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf häusliche Unterstützungs- und Pflegearrangements liegen bereits vor (Horn und Schweppe 2020; Klaus und Ehrlich 2021; Eggert et al. 2020). Allerdings liefern die bisherigen Studien keine Erkenntnisse über die Situation in Haushalten, die durch eine ausländische Betreuungskraft unterstützt werden. Die im Rahmen des Projektes „Häusliche Pflege in Zeiten der Pandemie“ bereits realisierten Module (Interviews mit Expert*innen und Vertreter*innen von Vermittlungsagenturen, CAWI-Befragung der polnischen Betreuungskräfte in Deutschland) geben jedoch Hinweise darauf, dass Haushalte mit ausländischen Betreuungskräften besonderen Herausforderungen infolge der Pandemie bedingten Maßnahmen gegenüberstanden. So zeigen die Ergebnisse, dass informell beschäftigte Betreuungskräfte in der ersten Hochphase der Pandemie eher Deutschland verlassen haben und in ihre Herkunftsländer zurückgekehrt sind. Demnach ist die Frage der Neuorganisation der Unterstützungs- und Pflegearrangements im transnationalen System der häuslichen Pflege von zentralem Interesse. Neben den Pandemie-bedingten Auswirkungen soll die Befragung erstmalig verlässliche Erkenntnisse über das transnationale Pflegesystem im Allgemeinen aus der Sicht der Privathaushalte liefern. Dabei sollte ein Schwerpunkt auf der Frage liegen, in-wieweit den Haushalten die arbeitsrechtlichen Bestimmungen der „Rund-um-die-Uhr-Betreuung“ bewusst sind.
Förderung: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Drittmittel)