Migration und Alter: Intergenerationelles Lernen in der Sozialen Arbeit
Abteilung Integration
Projektleitung: Dr. Edward Omeni
Der Alterungsprozess, der mit nachlassenden Fähigkeiten, Gesundheitsabbau und dem Verlust enger Beziehungen verknüpft ist, führt oft zu Einsamkeit und sozialer Isolation. Dies gilt insbesondere für ältere Migrant*innen, da sich bereits die Migration auf ihre sozialen Bindungen ausgewirkt hat und mit der Migration oft auch gesellschaftlichen Inklusionsbarrieren einhergehen (Ciobanu et al., 2017). Einsamkeit beeinflusst das Wohlbefinden negativ und ältere Migrant*innen sind anfälliger dafür als ihre nicht-migrantischen Altersgenossen (Fokkema und Naderi, 2013; Ten Kate et al., 2020).
Die Migration verändert häufig Bindungen zu Familie, Freund*innen und Gemeinschaften und trägt im Zusammenhang mit gesellschaftlichen Inklusions- und Zugangsbarrieren zur Isolation bei (Wu, 2015). Daraus ergibt sich eine besondere Verantwortung von Dienstleistern, insbesondere im Gesundheits- und Sozialwesen. Deutschlands alternde und zunehmend diverse Bevölkerung unterstreicht die wachsende Notwendigkeit intergenerationaler Initiativen, die Generationslücken überbrücken (Steinbach, 2019). Erfolgreiche Initiativen dieser Form stärken soziale Bindungen, Wissen, bürgerschaftliches Engagement, Gesundheit und Gemeinschaftssinn, fördern die Unabhängigkeit im Alter, unterstützen den Abbau von Ängsten und sind mit verstärktem Engagement für zukünftige Generationen verbunden (e.g. Krzeczkowska et al., 2021; Ronzi,2018).
Intergenerationale Programme können im Kontext einer neoliberalen Kritik unter dem Vorwurf diskutiert werden, soziale Unterschiede zu verstärken und soziale Interaktionen zu kommerzialisieren und so Bedenken mit Blick auf soziale Beziehungen, echte Gemeinschaft und den Umfang formeller Dienstleistungen aufwerfen (Isaksen & Näre, 2022; Schwitter et al., 2018). Trotz dieser potenziellen Kritikpunkte versprechen diese Programme, den Herausforderungen von sozialer Isolation und den Defiziten von Diensten angemessen zu begegnen, während sie die Beziehungen zwischen den Generationen fördern und das Wohlbefinden verbessern. Sozialarbeiter*innen, die für die soziale Integration älterer Migrant*innen von entscheidender Bedeutung sind (Kricheldorff, 2018), heben intergenerationalen Austausch und intergenerationales Lernen hervor. Initiativen wie das „Mehrgenerationenhäuser“-Programm der deutschen Bundesregierung spiegeln die wachsende Bedeutung solcher Strategien wider (Hoofe, 2009). Erfolgreiche internationale intergenerationale Programme erleichtern die Interaktion zwischen jüngeren und älteren Generationen, fördern das beidseitige Lernen sowie Fähigkeiten und gesellschaftliche Inklusion (Lee und Kim, 2019).
Dieses Projekt erforscht die Perspektiven von Sozialarbeiter*innen in der Arbeit mit älteren und jüngeren Altersgruppen und konzentriert sich auf ihr Verständnis sowie ihre Strategien für intergenerationalen Austausch und intergenerationales Lernen. Ziel ist es, das Wissen auf diesem noch relativ unerforschten Gebiet zu systematisieren und zu erweitern, um Einblicke in die Nutzung und Wahrnehmung der Wirksamkeit von intergenerationalen Ansätzen in der Sozialarbeit zu gewinnen.
Förderung: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Institutionelle Förderung)