NaDiRa-Kurzstudie: Eine Zukunft ohne Rassismus

Zukünfte: Wie könnte eine rassismuskritische, auf Gleichberechtigung ausgerichtete Vision unserer Gesellschaft aussehen?

Nationaler Diskriminierungs- und Rassismusmonitor

Projektleitung: Prof. Dr. Ralf Wölfer

Laufzeit Oktober 2020 bis Dezember 2020
Status Abgeschlossenes Projekt

Projektteam:

  • Ralf Wölfer
  • Kübra Gümüşay
  • Jeannette Gusko
  • Ouassima Laabich-Mansour
  • Franziska Schönfeld
  • Sumona Dhakal
  • Thị Minh Huyền Nguyễn
  • Gün Gabriele Tank
  • Janna Schlender
  • Sally Mary Riedel
  • Nedime Sinanaj
  • Yi Pan

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Projektbeschreibung:

Zusammen mit diversen Expert*innen aus rassifizierten Communities widmete sich das Projekt einem Gedankenexperiment. Im Rahmen eines eigens hierfür konzipierten Zukunftsworkshops stellten wir die Frage: Wie sieht eine rassismuskritische, gleichberechtigte und inklusive Gesellschaft im Jahre 2073 aus? Wir wollten wünschenswerte Zukünfte und positive Zukunftsbilder ergründen – und eruieren, welche juristischen, kulturellen, politischen und sozial verankerten Schritte es braucht, um diese Visionen zu realisieren.

Ergebnisse:

Die Teilnehmenden beschrieben die Workshops als bis dato einzigartige und äußerst bestärkende Erfahrungen. Die Zukunftsvisionen, die sie in den Workshops entwickelten, reflektierten gegenwärtige Missstände. Sie waren geprägt von dem Wunsch, sicher zu sein und nicht mehr andauernd existenzielle Gefahren antizipieren zu müssen. Die Teilnehmer*innen wünschten sich außerdem ein solidarisches Miteinander und, dass gesellschaftliche Pluralität endlich selbstverständlich wird. Andere Themen waren:

  • die Abkehr von einer Konsum- und Leistungsgesellschaft hin zu Freiräumen für spirituelle und künstlerische Entfaltung sowie zu (mentaler) Gesundheit
  • Einsamkeit/Gemeinschaft
  • Mehrgenerationen-Wohngemeinschaften
  • Nachhaltigkeit
  • Ökologie
  • Bildungsgerechtigkeit

Überraschende Einsichten:

Die Teilnehmenden stellten fest, dass ihnen im Alltag sowie im Arbeitskontext kaum Raum dafür bleibt, eine positive Zukunftsvision und den Weg dahin zu entwickeln. Bisher hatten sie ihre Energien fast ausschließlich dafür aufgebraucht, gegen (strukturelle) Diskriminierungen anzukämpfen.

Obwohl wir die Workshops zu antimuslimischem und antiasiatischem Rassismus getrennt durchführten, ähnelten die Zukunftsvisionen einander an vielen Punkten. Insbesondere ein gesamtgesellschaftlich-solidarische Ansatz war in allen Zukunftsvisionen zentral. Die Teilnehmenden stellten sich vor, dass Unterschiedlichkeit gewertschätzt wird und es keine "Anderen" mehr gibt, von denen die "Mehrheit" sich abgrenzt.

Bedeutung für die Praxis:

Die Dokumentation, Protokolle und Zukunftsvisualisierungen aus den Workshops werden wir der Zivilgesellschaft zur Verfügung stellen. Sie unterstützen interessierte Personen und Gruppen, eigene Workshops durchzuführen. Dazu dient auch ein rassismuskritisches Kartenset für Zukunftsszenarien, das wir gerade erstellen und das im deutschen Sprachraum einzigartig ist. Die Karten bieten niedrigschwelligen Zugang und erleichtern es, die Workshops zu multiplizieren und die Methodik weiterzuentwickeln. 

Kurzstudien zur Vorbereitung des Rassismusmonitors:

Um einen umfassenden Rassismusmonitor vorzubereiten, rief das DeZIM im Jahr 2020 Wissenschaftler*innen aus der DeZIM-Forschungsgemeinschaft dazu auf, innovative Studienideen zu entwickeln. Diese sollten bestehende Forschungsprojekte erweitern, neue und innovative Ansätze verfolgen oder eine Infrastruktur aufbauen, um Rassismus zu erforschen. Bis 2021 führten über 120 Wissenschaftler*innen an den sechs Standorten der DeZIM-Forschungsgemeinschaft insgesamt 34 Kurzstudien durch. Diese gliedern sich in sechs thematische Schwerpunkte:

  • Gesundheitssystem
  • Bildungssystem und Arbeitsmarkt
  • Institutioneller Rassismus
  • Umgang mit Rassismuserfahrungen
  • Teilhabe und Medien
  • Rassistische Ideologien und Einstellungen

Förderung: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Drittmittel)