NaDiRa-Kurzstudie: Geflüchtete im Gesundheitssystem
Das Zusammenspiel subjektiver Auswirkungen von Rassismus und institutionellem Rassismus im Zugang zu wohlfahrtsstaatlichen Angeboten
Nationaler Diskriminierungs- und Rassismusmonitor
Projektteam:
- Andrea Rumpel
- Rebekka Schalley
- Till Behnke
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Projektbeschreibung:
Im Mittelpunkt des Forschungsprojektes steht die Frage, welche Auswirkungen Rassismus auf die Gesundheit und auf die Gesundheitsversorgung von Geflüchteten hat. Hierfür wird am Beispiel substanzkonsumierender Geflüchteter das Zusammenspiel von (1) subjektiven Erfahrungen sowie (2) Verschränkungen von institutionellem und strukturellem Rassismus im Zugang zu wohlfahrtsstaatlichen Gesundheitsangeboten betrachtet. Dabei geht das Projekt den Fragen nach: Wie wird Rassismus erlebt und spielt er als krankmachender Faktor eine Rolle? Kommt institutionellem Rassismus subjektiv Bedeutung zu und welche unterschiedlichen Erfahrungen werden gemacht?
Ergebnisse:
- Lebensbedingungen führen durch den Aufenthaltsstatus zu unterschiedlichen Ausschlüssen. Auf institutioneller Ebene ist dies durch die Markierung einer Unterscheidung bzw. Differenzbeobachtung zwischen Geflüchteten und Nicht-Geflüchteten sichtbar, die auf der Zurechnung kultureller Differenzen sowie einer Viktimisierung beruhen.
- Aufenthaltsstatus wird verwehrt bzw. schränkt den Zugang zur Gesundheitsversorgung ein. Er be- und verhindert damit Zugang zur Gesundung und kann zudem als krankmachender Faktor agieren.
- Sprache fungiert als Zugangsberechtigung bzw. Bedingung zur Gesundheitsversorgung. Sie be- und verhindert den Zugang zu adäquater Gesundheitsversorgung und birgt ein starkes Abhängigkeitsverhältnis zu anderen Personen.
Überraschende Einsichten:
Die Ergebnisse zeigen Ausschlüsse durch Einschlüsse: Die Geflüchteten, mit denen die Gespräche stattfanden, haben es geschafft, nach Deutschland zu kommen, einen Asylantrag zu stellen und eine Unterkunft zu erhalten. Dies kann als Einschluss gewertet werden. Teilweise steigert sich dieser Einschluss auch durch eine Aufenthaltsgenehmigung (im Gegensatz zu einer Duldung). In der Folge führt das jedoch nicht nur zu weiteren Einschlüssen, sondern auch zu Ausschlüssen: Dies ist deutlich an der Gesundheitsversorgung zu sehen, aus der sich die Gesprächspartner*innen durch Lebensbedingungen, Aufenthaltsstatus und Sprache ausgeschlossen fühlen.
Fragen:
Für weitere Informationen zu dem Projekt können Sie uns per E-Mail kontaktieren: info(at)rassismusmonitor.de
Kurzstudien zur Vorbereitung des Rassismusmonitors:
Um einen umfassenden Rassismusmonitor vorzubereiten, rief das DeZIM im Jahr 2020 Wissenschaftler*innen aus der DeZIM-Forschungsgemeinschaft dazu auf, innovative Studienideen zu entwickeln. Diese sollten bestehende Forschungsprojekte erweitern, neue und innovative Ansätze verfolgen oder eine Infrastruktur aufbauen, um Rassismus zu erforschen. Bis 2021 führten über 120 Wissenschaftler*innen an den sechs Standorten der DeZIM-Forschungsgemeinschaft insgesamt 34 Kurzstudien durch. Diese gliedern sich in sechs thematische Schwerpunkte:
- Gesundheitssystem
- Bildungssystem und Arbeitsmarkt
- Institutioneller Rassismus
- Umgang mit Rassismuserfahrungen
- Teilhabe und Medien
- Rassistische Ideologien und Einstellungen
Förderung: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Drittmittel)