NaDiRa-Kurzstudie: Mit Kopftuch auf Jobsuche
Showing your religion: Hidschab und Chancengleichheit auf dem deutschen Arbeitsmarkt
Nationaler Diskriminierungs- und Rassismusmonitor
Projektteam:
- Zerrin Salikutluk
- Magdalena Krieger
- Simon Kühne
- Zaza Zindel
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Projektbeschreibung:
Im Rahmen unserer Studie befragten wir muslimische und nicht-muslimische Menschen dazu, wie sie Diskriminierung auf Grund der Religion im beruflichen Kontext wahrnehmen. Wie wirken sich erlebte und antizipierte Diskriminierung auf ihre Arbeitsmarktentscheidungen aus? Machen muslimische Männer andere Diskriminierungserfahrungen als muslimische Frauen? Und welche Rolle spielt der Hidschab?
Ergebnisse:
Die Umfrageergebnisse zeigen: Hidschab-tragende Frauen geben im Durchschnitt am häufigsten an, in der Vergangenheit Diskriminierungen erlebt zu haben. Musliminnen, die kein Kopftuch tragen, scheinen allerdings seltener Diskriminierungserfahrungen zu machen als muslimische Männer.
Bei der Art, wie Menschen mit Diskriminierungserfahrungen im Arbeitskontext umgehen, gibt es Unterschiede zwischen den Gruppen. Verglichen mit anderen Gruppen scheinen Muslim*innen, unabhängig vom Geschlecht und ob sie einen Hidschab tragen, häufiger dazu zu neigen, Diskriminierungen zu ignorieren und nichts zu unternehmen. Abgesehen von christlichen Männern geben alle anderen Personengruppen an, sich mit ihrer Familie oder im Freundeskreis über die Diskriminierungserfahrung auszutauschen. Professionelle Hilfe suchen hingegen vorwiegend Frauen – Christinnen, Hidschab-tragende Musliminnen und konfessionslose Frauen.
Darüber hinaus antizipieren Arbeitnehmer*innen und arbeitsuchende Personen mögliche Benachteiligungen aufgrund ihrer Religion – und passen teilweise ihre Entscheidungen und Strategien daran an. Beispielsweise geben 31 Prozent der muslimischen Männer und 22 Prozent der muslimischen Frauen ohne ein Kopftuch an, dass sie sich häufig auf Stellen nicht bewerben, da sie sich schlechte Chancen ausrechnen. Bei Kopftuchträgerinnen beträgt dieser Anteil sogar 48 Prozent.
Überraschende Einsichten:
<main id="content" class="standard nadira">Über die Hälfte der kopftuchtragenden Frauen wurden bereits im Rahmen von Bewerbungsgesprächen gefragt, ob sie ihr Kopftuch während der Arbeitszeit ablegen würden. Zu diesem Schritt sind von den befragten Frauen knapp 12 Prozent bereit. Wenn sie sich für eine Ausbildung, einen Studiengang oder eine Stelle entscheiden, spielt für die Mehrheit der Hidschab-tragenden Frauen eine zentrale Rolle, ob sie dort ihr Kopftuch tragen können. Über 60 Prozent gaben an, dass diese Überlegung in ihre Entscheidung eingeflossen ist.
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Kurzstudien zur Vorbereitung des Rassismusmonitors:
Um einen umfassenden Rassismusmonitor vorzubereiten, rief das DeZIM im Jahr 2020 Wissenschaftler*innen aus der DeZIM-Forschungsgemeinschaft dazu auf, innovative Studienideen zu entwickeln. Diese sollten bestehende Forschungsprojekte erweitern, neue und innovative Ansätze verfolgen oder eine Infrastruktur aufbauen, um Rassismus zu erforschen. Bis 2021 führten über 120 Wissenschaftler*innen an den sechs Standorten der DeZIM-Forschungsgemeinschaft insgesamt 34 Kurzstudien durch. Diese gliedern sich in sechs thematische Schwerpunkte:
- Gesundheitssystem
- Bildungssystem und Arbeitsmarkt
- Institutioneller Rassismus
- Umgang mit Rassismuserfahrungen
- Teilhabe und Medien
- Rassistische Ideologien und Einstellungen
Förderung: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Drittmittel)