NaDiRa-Kurzstudie: Rassismus in der Schule

Rassistische Diskriminierung in Schulen: eine empirische Analyse

Nationaler Diskriminierungs- und Rassismusmonitor

Laufzeit Oktober 2020 bis Dezember 2020
Status Abgeschlossenes Projekt

Projektteam:

  • Sebastian Otten
  • Julia Bredtmann
  • Christina Vonnahme
  • Christian Rulff

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Projektbeschreibung:

Das Forschungsvorhaben untersuchte rassistische Diskriminierung in Schulen in Deutschland. Hierzu haben wir empirisch analysiert, ob und in welchem Ausmaß Lehrkräfte die Leistungen von Schüler*innen, die zu einer ethnischen oder religiösen Minderheit gehören, systematisch schlechter beurteilen als die Leistungen von Mitschüler*innen, die keiner Minderheitengruppe angehören.

Ergebnisse:

Die Studie liefert erste Ergebnisse für eine ausgewählte Altersklasse von Schüler*innen. Diese weisen darauf hin, dass Schüler*innen mit Migrationshintergrund in den Fächern Deutsch und Mathematik bei gleicher Leistung durchschnittlich schlechter benotet werden als Kinder ohne Migrationshintergrund. Auch eine Gymnasialempfehlungen erhalten Schüler*innen mit Migrationshintergrund seltener als Kinder ohne Migrationshintergrund – trotz gleicher Ergebnisse in standardisierten Leistungstests oder in Tests der kognitiven Fähigkeiten.

Allerdings werden Kinder mit Migrationshintergrund, die in Deutschland geboren wurden, weniger negativ bewertet als Kinder der ersten Zuwanderungsgeneration. Für Kinder der zweiten Zuwanderungsgeneration fanden wir im Fach Mathematik keine signifikante Benachteiligung mehr.

Überraschende Einsichten:

Aufgrund der Befunde für andere Länder hatten wir erwartet, dass Kinder mit Migrationshintergrund noch stärker benachteiligt würden als unsere Ergebnisse zeigen. Um unsere Befunde zu verifizieren, sollten die Analysen daher für weitere Jahrgangsstufen wiederholt werden. Zudem muss beachtet werden, dass unser Untersuchungsdesign keine Kausalanalysen erlaubt. Hierzu müssten Experimente umgesetzt werden. 

Bedeutung für die Praxis:

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Die Studie findet Anzeichen für eine Benachteiligung von Kindern mit Migrationshintergrund. Damit ist sie relevant für Bildungspolitiker*innen und für alle im Bildungsbereich tätigen Personen. Entscheidungen wie die Empfehlungen zu einer weiterführenden Schule prägen den weiteren Lebensweg von Kindern erheblich. Hier sollten neue Verfahren diskutiert werden, die den subjektiven Charakter dieser Empfehlungen reduzieren und die Gefahr verringern, dass Kinder mit Migrationshintergrund benachteiligt werden. 

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Kurzstudien zur Vorbereitung des Rassismusmonitors:

Um einen umfassenden Rassismusmonitor vorzubereiten, rief das DeZIM im Jahr 2020 Wissenschaftler*innen aus der DeZIM-Forschungsgemeinschaft dazu auf, innovative Studienideen zu entwickeln. Diese sollten bestehende Forschungsprojekte erweitern, neue und innovative Ansätze verfolgen oder eine Infrastruktur aufbauen, um Rassismus zu erforschen. Bis 2021 führten über 120 Wissenschaftler*innen an den sechs Standorten der DeZIM-Forschungsgemeinschaft insgesamt 34 Kurzstudien durch. Diese gliedern sich in sechs thematische Schwerpunkte:

  • Gesundheitssystem
  • Bildungssystem und Arbeitsmarkt
  • Institutioneller Rassismus
  • Umgang mit Rassismuserfahrungen
  • Teilhabe und Medien
  • Rassistische Ideologien und Einstellungen

Förderung: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Drittmittel)