NaDiRa-Kurzstudie: Strategien der Sichtbarkeit

Community Media als Ort der Teilhabe: Perspektiven auf Rassismus-Erfahrungen von Medienmacher*innen

Nationaler Diskriminierungs- und Rassismusmonitor

Laufzeit Oktober 2020 bis Dezember 2020
Status Abgeschlossenes Projekt

Projekt-Team:

Judith Purkarthofer
Özge Zar
Anne Mölders
Esther Domke
Geylan Ahmed Daud
Nadia Bellardi

Ergebnisse:

Die Forschungsbeteiligten erleben sowohl expliziten als auch subtilen Alltagsrassismus, der sich beispielsweise in wohlmeinenden Fragen zeigt. Die Teilnehmenden nehmen ihre Herkunft und ihr Aussehen als präsenteste Diskriminierungskategorien wahr. Vier Ausschlussmechanismen sind besonders relevant: Sprache, Zugang, materielle und symbolische Ressourcen.

Community Media verstehen die Forschungsbeteiligten als Teil globaler sozialer Bewegungen. Sie erleben sie als Raum, in dem sie sich frei kreativ und journalistisch ausdrücken können. Gleichzeitig nehmen sie die Freien Medien aber als Blase wahr, die anders als die Mehrheitsgesellschaft funktioniert. Für Journalist*innen kann die Tätigkeit in Freien Medien eine Brücke sein, um auch für Mainstream-Medien sichtbar zu werden, etwa durch eigene Produktionen.

Überraschende Einsichten:

Um Alltagsrassismus gezielt entgegenzutreten, müssen Einzelne gestärkt werden, etwa durch positive Bildungserlebnisse, Anerkennung von beruflichen Fähigkeiten und Absicherung von Aufenthaltstiteln. Gleichzeitig bedarf es eines klaren Rechtsrahmens, der es ermöglicht, schnell und möglichst unbürokratisch auf Übergriffe zu reagieren.

Netzwerke und selbstbestimmte Bündnisse stärken Medienschaffende mit Rassismus-Erfahrung. Freiräume, in denen Personen sich selbstbestimmt organisieren können, sind in allen Bereichen erforderlich.

Bedeutung für die Praxis:

Aus unseren Ergebnissen lassen sich Empfehlungen für die Praxis ableiten:

 

  1. Es bedarf einer qualifizierten Auseinandersetzung mit Diversität in der deutschen und europäischen Öffentlichkeit, die durch mediale Repräsentation, humanistische Bildung und Teilhabemöglichkeiten angereichert wird.
  2. In Institutionen muss Bewusstsein dafür geschaffen werden, welche Unterstützungsangebote es gibt und wie diese wahrgenommen werden können. Betroffene von Alltagsrassismus dürfen nicht dafür verantwortlich sein, dass solche Angebote existieren.
  3. Die adäquate finanzielle und personelle Ausstattung Freier Medien ist eine wichtige Voraussetzung, um Medienmacher*innen langfristig zu fördern. Ehrenamtlich geführte Projekte sind oftmals sehr innovativ – sie brauchen planbare Unterstützung, um dauerhaft bestehen zu können.

Medienberichte und Veröffentlichungen:

Community Media als Ort der Teilhabe. Sondersendung in der Reihe „Our voice – Die Stimme der Unsichtbaren“, Radio Dreyeckland, 30.03.2021

Purkarthofer, J, N. Bellardi, E. Domke, Ö. Zar. 2022. “We Do Something because We Think that It Is Important for Society and that We Should Be Heard”. Agency and Strategies of Empowerment of Community Media Producers in Germany in Light of Experiences of Racism. COMUNICAZIONI SOCIALI 2022/1, 47-60. doi: 10.26350/001200_000146

Kurzstudien zur Vorbereitung des Rassismusmonitors:

Um einen umfassenden Rassismusmonitor vorzubereiten, rief das DeZIM im Jahr 2020 Wissenschaftler*innen aus der DeZIM-Forschungsgemeinschaft dazu auf, innovative Studienideen zu entwickeln. Diese sollten bestehende Forschungsprojekte erweitern, neue und innovative Ansätze verfolgen oder eine Infrastruktur aufbauen, um Rassismus zu erforschen. Bis 2021 führten über 120 Wissenschaftler*innen an den sechs Standorten der DeZIM-Forschungsgemeinschaft insgesamt 34 Kurzstudien durch. Diese gliedern sich in sechs thematische Schwerpunkte:

  • Gesundheitssystem
  • Bildungssystem und Arbeitsmarkt
  • Institutioneller Rassismus
  • Umgang mit Rassismuserfahrungen
  • Teilhabe und Medien
  • Rassistische Ideologien und Einstellungen

Förderung: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Drittmittel)