Transnational Perspectives on Migration and Integration (TRANSMIT)
DeZIM-Forschungsgemeinschaft
Projektteam:
Projektleitung: Prof. Dr. Herbert Brücker (IAB/BIM); Prof. Dr. Ulrike Kluge (Charité/BIM); Prof. Dr. Naika Foroutan (BIM/DeZIM-I); Prof. Dr. Ruud Koopmans (WZB); Dr. Ramona Rischke (DeZIM-I); Prof. Dr. Helen Schwenken (IMIS)
Projektmitarbeiter*innen: Judith Altrogge (IMIS); Tamara Bogatzki (WZB); Jérôme Dolling (WZB); Dr. Irene Pañeda Fernández (WZB, Projektkoordination); Lidwina Gundacker (IAB); Laura Hertner (BIM); Philipp Jung (IMIS); Nora Kühnert (BIM); Dr. Daniel Meierrieks (WZB); Dr. Simon Ruhnke (BIM, Projektkoordination); Julia Stier (WZB); Dr. Nader Talebi (BIM); Daniel Tuki (WZB)
Ehemalige Mitarbeiter*innen: Dr. Daniel Auer (WZB); Prof. Dr. Frank Kalter (MZES); Dr. Julia Kleinewiese (MZES); Judith Köhler (BIM); Dr. Max Schaub (WZB); Dr. Hamza Soufane (IMIS)
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Projektbeschreibung:
Die Wechselwirkung von Migrations- und Integrationsprozessen werden selten als zusammenhängendes Phänomen untersucht, obgleich die Erkenntnisse und Informationen über Migrant*innen in Deutschland und ihre sozioökonomische Integration und Teilhabe stetig anwachsen. Vereinfacht gesagt existieren parallel umfassende Studien zu multi-dimensionalen Migrationsursachen einerseits und der sozialen und ökonomischen Integration in Zielländern andererseits, jedoch gibt es kaum Erkenntnisse darüber, wie sich komplexe Migrationsprozesse beispielsweise in Herkunfts- und Transitländern auf die Integration von Migrant*innen in Zielländern wie Deutschland auswirken. Umgekehrt ist wenig bekannt, wie sich unterschiedliche Migrationsverläufe und Integrationserfahrungen in Zielländern auf zukünftige Migrationsbestrebungen entlang von Migrationsrouten auswirken.
Das Projekt TRANSMIT im Rahmen der DeZIM-Forschungsgemeinschaft hat zum Ziel, diese Lücke zu füllen, indem es eine langfristig orientierte und integrierte Dateninfrastruktur aufbaut, die quantitative und qualitative Daten in Ursprungs-, Transit- und Zielländern sammelt und systematisch verknüpft. Solche Datenstrukturen sind erforderlich, um in Querschnitts- sowie Längsschnittanalysen transnationale Wechselwirkungen von Migrationsprozessen und Integrationserfahrungen in Herkunfts-, Transit- und Zielländern zu untersuchen.
Regional konzentriert sich TRANSMIT auf zwei für Europa und Deutschland zentrale Herkunfts- bzw. Transitregionen: Westafrika (insb. Senegal und Gambia, Marokko und Nigeria) sowie die MENA Region (insb. Libanon und die Türkei). Die erhobenen Daten umfassen sowohl (potenzielle) Migrant*innen vor, während und nach ihrer Migration, als auch die nicht-migrantische Bevölkerung sowie relevante Akteure aus Politik und Zivilgesellschaft. So finden die individuellen und familiären Einflüsse, regionalspezifische Charakteristika und politische Prozesse Beachtung.
Die Forschung im Rahmen des TRANSMIT Forschungsverbundes strukturiert sich entlang von drei zentralen Themenfeldern: 1) (Selbst)Selektionseffekte entlang von Migrationsrouten, 2) Dynamiken des sozialen Zusammenhalts und sozialer Aushandlungsprozesse und 3) Lebensrealitäten und Wohlergehen von (potenziellen) Migrant*innen. Durch die gemeinsame Bearbeitung der drei Themenfelder lassen sich komplexe Zusammenhänge erkennen und untersuchen. Beispielhaft hierfür sind folgende Fragestellungen:
- Welche Dynamiken und Rahmenbedingungen wirken zusammen, damit manche Menschen migrieren oder migrieren wollen, während andere dies unter ähnlichen sozioökonomischen Umständen nicht tun?
- Wie hängt die Selektivität von Migrationswünschen und -möglichkeiten mit Integrationsprozessen und dem sozialen Zusammenhalt zusammen?
- Welche Rolle spielen Rassismus und Diskriminierungserfahrungen unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen, wie ausgeprägt sind diese Erfahrungen in unseren Studienkontexten und welche grenzüberschreitenden Zusammenhänge lassen sich dabei identifizieren?
- Wie wirken sich unterschiedliche transnationale Familienkonstellationen auf den Migrationsverlauf sowie Teilhabechancen und Integrationsverläufe in Deutschland aus?
- Welche sozialen und soziostrukturellen Unterschiede zwischen Migrant*innen aus einer Herkunftsregion beeinflussen Teilhabechancen und Integrationsverläufe (z.B. alleinerziehende Frauen, unterschiedliche Formen von Erwerbstätigkeit oder junge Menschen, die sich sozial engagieren)?
- Welche intersektionalen Formen von Benachteiligungen, Handlungszwängen und Unterstützungsbedarfen lassen sich daraus ableiten?
2023 wird die Migrationsabteilung des DeZIM-Instituts sich offiziell dem TRANSMIT Forschungsverbund anschließen und die MENA-Forschung, insbesondere zur Situation geflüchteter Afghan*innen in der Türkei unterstützen und die Vernetzung der Migrationsforschung innerhalb der Forschungsgemeinschaft weiter stärken. Mit der Verlängerung des Projektes bis Ende 2024 ist die Weiterführung der quantitativen Längsschnitterhebungen möglich. So arbeitet TRANSMIT 2023 an der geplanten Durchführung der zweiten Erhebung in Nigeria, der dritten Erhebung in Senegal und Gambia und der jeweils vierten Welle in der Türkei und im Libanon der 2019 begonnenen Erhebungen. In Gambia und im Transitkorridor Marokko-Spanien werden 2023 auch die qualitativen Datensätze weiter ausgebaut. Hinzu kommen neue Fokuserhebungen in Deutschland: Im Frühjahr 2023 wird die erst repräsentative Datenerhebung unter westafrikanischen Migrant*innen in Deutschland durchgeführt. Außerdem werden qualitative Daten zu transnationalen Bindungen von Migrant*innen aus dem Nahen Osten in Deutschland erhoben.
Inhaltliche Schwerpunkte der Forschungsarbeit sind unter anderem die Auswirkungen von Diskriminierung, lokalen und transnationalen Krisenerfahrungen, Gender-Dynamiken und fehlender Gesundheitsversorgung auf Migrations- und Rückkehrentscheidungen und die Folgen von Abschiebekooperationen im Herkunftskontext und für zivilgesellschaftlichen Aktivismus. Als das am stärksten international ausgerichtete Projekt der DeZIM-FG ist TRANSMIT zudem darum bemüht, internationale Kooperationen der Forschungsgemeinschaft weiter auszubauen und durch Wissenstransferangebote transnationale Perspektiven im deutschen Diskurs zu Migration und Integration weiter zu stärken.
Beteiligte Verbundpartner: Berliner Institut für empirische Integrations- und Migrationsforschung (BIM); DeZIM-Institut, Abteilung Migration (DeZIM-I); Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB); Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS); Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB, Verbundkoordination)
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Wissenschaftliche und politik-nahe Publikationen (Auswahl):
Altrogge, Judith, & Auer, Daniel (2020). Zurück ins Herkunftsland? Warum eine „geringe Bleibeperspektive“ für Asylsuchende aus Gambia kein Grund zur Rückkehr ist, DeZIMinutes #02
Altrogge, Judith (2023). Income prospect trajectories after state-induced return from Germany to the Gambia: Assisted Voluntary Return and Reintegration as ‘slow deportation’. sozialpolitik. ch, (2/2023), 2-4.
Altrogge, Judith (2023). Managing power-knowledge imbalances in researcher-informant relationships: Methodological and ethical implications for longitudinal post-return research. in: Hg. A. Radziwinowiczówna, Edward Elgar.Research Methods in Deportation: The Power-Knowledge Approach.
Altrogge, Judith; Stier, Julia (2023). Migration und Migrationspolitik in Westafrika. Bundeszentrale für Politische Bildung, Regionalprofil im Dossier: Migration weltweit - Daten - Geschichte - Politik. https://www.bpb.de/themen/migration-integration/laenderprofile/541954/migration-und-migrationspolitik-in-westafrika/.
Bogatzki, Tamara; Dolling, Jérôme (2024). Many People Know the Dangers of Human Trafficking but Choose to Take the Risk. LSE Blog, Online: https://blogs.lse.ac.uk/africaatlse/2024/07/30/many-people-know-the-dangers-of-human-trafficking-but-choose-to-take-the-risk/
(**) Bogatzki, Tamara; Glaese, Jana Catelina & Stier, Julia (2023). Political Ideology and Prejudice: Explaining COVID-19 Risk Attribution to Ethno-Racial Groups over the Course of the Pandemic. Journal of Ethnic and Migration Studies. [SSCI; Impact Factor: 3.5]
Bogatzki, Tamara (2021). Heterogeneity in Migration Network Effects Across Cultures. Wissenschaftszentrum Berlin (WZB). Discussion Paper SP VI 2021-102.
Farvardin, Firoozeh & Talebi, Nader (2024). (Un) familiar familialism: the recent shift in family politics in Iran. Third World Quarterly, 1-17.
Farvardin, Firoozeh & Talebi, Nader (2024). ‘Challenges of Southern Knowledge Production: Reflections on/through Iran’, in Displacing Theory Through the Global South, ed. by Iracema Dulley and Özgün Eylül
İşcen, Cultural Inquiry, 29 (Berlin: ICI Berlin Press, 2024), 57–77, https://doi.org/10.37050/ci-29_05.
Fromm, Nicolas; Jünemann, Annette & Safouane, Hamza (eds.) (2021). Power in Vulnerability. A Multi-Dimensional Review of Migrants’ Vulnerabilities. In der Reihe „Studien zur Migrations- und Integrationspolitik“. Wiesbaden: Springer VS.
Gundacker, Lidwina; Hertner, Laura & Ruhnke, Simon (2024). Six years after the EU-Turkey Agreement: A quantitative assessment of the living conditions of Syrians in Turkey. Report. IAB Forschungsbericht. https://doku.iab.de/forschungsbericht/2024/fb1824.pdf
Gundacker, Lidwina (2024). Pre-migration capital, refugee journeys, and typical trajectories of refugee women and men in Germany: a sequence analysis approach. Working Paper. SocArXiv Papers. https://osf.io/preprints/socarxiv/gmc37
Gundacker, Lidwina; Keita, Sekou; Ruhnke, Simon (2023): Unequal access to protection? Selection Outcomes among Syrian migrants across Lebanon, Turkey and Germany. Frontiers in Human Dynamics. [SSCI; Impact Factor: 0.9]
Harder, Niklas; Gundacker, Lidwina, Quantitative Fluchtforschung (2023), in: Flucht- und Flüchtlingsforschung: Handbuch für Wissenschaft und Studium. Hrsg.: Tabea Scharrer, Birgit Glorius, Olaf Kleist, Marcel Berlinghoff. Baden-Baden: NOMOS Verlag.
Helbling, Marc; Auer, Daniel; Meierrieks, Daniel; Mistry, Malcolm & Schaub, Max (2021). Climate change literacy and migration potential: micro-level evidence from Africa. Climatic Change, 169(1), 1-13. [SSCI; Impact Factor: 4.743]
Kleinewiese, Julia (2021). Bleiben oder gehen? Wie soziale Kohäsion die Migrationsabsichten von syrischen Immigrant*innen im Libanon beeinflusst, DeZIMinute #05
Koopmans, Ruud; Meierrieks, Daniel; Tuki, Daniel (2023).The Role of Droughts and Religion in Pastoral Conflicts in Nigeria. Journal of Conflict Resolution.
Pañeda-Fernández, Irene (2022). Natural disasters and preferences for redistribution: The impact of collective and abrupt disruptions. European Sociological Review, 38(4), 575-589. [SSCI; Impact Factor: 3.9]
Roayaee, Maryam; Rahman, Rasha Abdel; Danziger, Meggi; Tudge, Luke; Daedelow, Laura S.; Heinz, Andreas & Wüstenberg, Torsten (2020). Die anderen und ich: Wie soziale Interaktionen die Wahrnehmung des anderen verändern. Das Cyberball-Paradigma und seine Indikationen im Migrationskontext. Fortschritte der Neurologie· Psychiatrie, 88 (02), 109-117. [SCIE; Impact Factor: 0.752]
Rischke, Ramona & Talebi, Nahid (2021). Lebanon at a critical conjuncture - Perspectives of Syrians and Lebanese in Lebanon 2019-2021. SSRN Research Network (BIM Discussion Paper Series No.1 2021).
Ruhnke, Simon & Rischke, Ramona (2024). Predicting mobility aspirations in Lebanon and Turkey: A data-driven approach to multidisciplinary theories. Data & Policy.
Ruhnke, Simon; Hertner, Laura; Köhler, Jonas; Kluge, Ulrike (2024). Social ecological determinants of the psychological mental health burden among Syrians in Lebanon and Turkey: A transnational perspective. Social Science & Medicine. [SSCI; Impact Factor: 5.2]
Ruhnke, Simon; Hertner, Laura; Gundacker, Lidwina & Wagner, Simon (2024). Going from bad to worse? Well-being of Syrian refugees in Turkey in the aftermath of the February 2023 earthquakes. BIM News #1. Berliner Institut für Integrations- und Migrationsforschung. doi.org/10.18452/28152.
Ruhnke, Simon; Hertner, Laura; Gundacker, Lidwina; Wagner, Simon (2024). Kötüden daha kötüye mi gidiyor? Şubat 2023 depremleri sonrasında Türkiye'deki Suriyeli mültecilerin refahı. BIM News. , 1-tur, https://doi.org/10.18452/30873
Ruhnke, Simon; Hertner, Laura; Gundacker, Lidwina; Wagner, Simon (2024). من سيء إلى أسوأ؟ وضع اللاجئين السوريين في تركيا بعد زلازل شباطعام 2023. BIM News. , 1-ara, https://doi.org/10.18452/30874
Ruhnke, Simon; Scala, Michele; Wahbi, Fadi; Talebi, Nader (2023). Healthcare Access Crisis in Lebanon, MERGE X TRANSMIT Data Brief #3
Ruhnke, Simon & Talebi, Nader (2022). Food Insecurity in Lebanon and the Ripple Effects of the War in Ukraine, MERGE X TRANSMIT data brief
Ruhnke, Simon (2021). The EU-Turkey Deal as a successful Blueprint? New Data on the Wellbeing of Syrian Refugees in Turkey, MERGE X TRANSMIT data brief
Safouane, Hamza & Schaub, Max (2021). Zu arm, um zu migrieren? Wie Armut und Migration zusammenhängen. Befunde aus Gambia und Senegal, DeZIMinutes #04
Schaub, Max & Auer, Daniel (2022). Rebel recruitment and migration: Theory and evidence from Southern Senegal. Journal of Conflict Resolution, 00220027221118258. [SSCI; Impact Factor: 3.211]
Stier, Julia (2020). "Senegalesische Corona-Songs als Sensibilisierungs- und Informationsquelle für wolofsprachige Geflüchtete und Migrant*innen". In: Z'Flucht - Zeitschrift für Flucht- und Flüchtlingsforschung, 4(1), 131-148.
Stier, Julia (2020). Senegalese Corona Songs as a Source of Information for Refugees and Migrants/ Senegalesische Corona-Songs als Informationsquelle für Geflüchtete und Migrant*innen, Blog-Beitrag zum FluchtforschungsBlog des Netzwerk Fluchtforschung (2.11.).
Stier, Julia (2023). What impact do information initiatives have on migration from Africa to Europe? LSE Blog. Online: https://blogs.lse.ac.uk/europpblog/2023/06/15/what-impact-do-information-initiatives-have-on-migration-from-africa-to-europe/.
Talebi, Nader (2024). Delvarani, A. Iran, Report Globale Flucht 2024. Fischerverlag. Link: https://www.fischerverlage.de/buch/report-globale-flucht-2024-9783596710690.
Talebi, Nader (2023). Es ist eine feministische Revolution. Interview Fluter - Magazine of the Federal Agency for Civic Education. Online: https://www.fluter.de/iran-feministische-revolution-interview.
Tuki, Daniel (2024). Women's Education and Attitudes Toward Malaria in Children: Evidence from Nigeria Global Public Health.
Tuki, Daniel (2024). Violent conflict and expectations about the economy's performance: Evidence from Nigeria. Economics Letters.
Tuki, Daniel (2023). Pastoral conflicts and (dis)trust: Evidence from Nigeria using an instrumental variable approach. WZB Discussion Paper.
Tuki, Daniel (2022a). The Effect of Violent Conflict on the Socioeconomic Condition of Households in Nigeria: The Case of Kaduna State. Households in Conflict Network. Working Paper No. 373.
Tuki, Daniel (2023). You’re not welcome! Violence and Support for a Grazing Ban Policy in Kaduna, Nigeria. Working Paper No. 397. Households in Conflict Network.
Tuki, Daniel (2024). Gender and Migration Aspirations in Nigeria: A Comparative Study of the States of Edo and Kaduna. Working Paper No. 408. Households in Conflict Network.
Tuki, Daniel (2024). Examining the effect of gender, education and religion on attitudes toward gender equality in Nigeria. Politics, Groups, and Identities, 1-27. [SSCI; Impact Factor: 2.2]
Zanker, Franzisca & Altrogge, Judith (2022). Protective exclusion as a postcolonial strategy: Rethinking deportations and sovereignty in the Gambia. Security Dialogue, 53(5), 475–493. [SSCI; Impact Factor: 3.459]
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Förderung: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Drittmittel)
Kooperationspartner:
Charité – Universitätsmedizin Berlin