Transnational Perspectives on Migration and Integration (TRANSMIT)

DeZIM-Forschungsgemeinschaft

Laufzeit Januar 2020 bis Dezember 2024
Status Laufendes Projekt

Projektteam:

 

Projektleitung: Prof. Dr. Herbert Brücker (IAB), Prof. Dr. Naika Foroutan (BIM), Prof. Dr. Frank Kalter (MZES), Prof. Dr. Ruud Koopmans (WZB), Prof. Dr. Andreas Pott (IMIS), Prof. Dr. Helen Schwenken (IMIS), Dr. Ramona Rischke (DeZIM-Institut)

 

Projektmitarbeiter*innen: Dr. Irene Pañeda Fernández (WZB, Forschungskoordination), Daniel Meierrieks (WZB), Judith Altrogge (IMIS), Tamara Bogatzki (WZB), Lidwina Gundacker (IAB), Dr. Julia Kleinewiese (MZES), Judith Köhler (BIM), Dr. Simon Ruhnke, PhD (BIM, Forschungskoordination), Dr. Hamza Safouane (IMIS), Julia Stier (WZB), Dr. Nader Talebi (BIM), Daniel Tuki (WZB), Nora Kühnert (BIM)

 

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Projektbeschreibung:

 

Die Wechselwirkung von Migrations- und Integrationsprozessen werden selten als zusammenhängendes Phänomen untersucht, obgleich die Erkenntnisse und Informationen über Migrant*innen in Deutschland und ihre sozioökonomische Integration und Teilhabe stetig anwachsen. Vereinfacht gesagt existieren parallel umfassende Studien zu multi-dimensionalen Migrationsursachen einerseits und der sozialen und ökonomischen Integration in Zielländern andererseits, jedoch gibt es kaum Erkenntnisse darüber, wie sich komplexe Migrationsprozesse beispielsweise in Herkunfts- und Transitländern auf die Integration von Migrant*innen in Zielländern wie Deutschland auswirken. Umgekehrt ist wenig bekannt, wie sich unterschiedliche Migrationsverläufe und Integrationserfahrungen in Zielländern auf zukünftige Migrationsbestrebungen entlang von Migrationsrouten auswirken.

 

Das Projekt TRANSMIT im Rahmen der DeZIM-Forschungsgemeinschaft hat zum Ziel, diese Lücke zu füllen, indem es eine langfristig orientierte und integrierte Dateninfrastruktur aufbaut, die quantitative und qualitative Daten in Ursprungs-, Transit- und Zielländern sammelt und systematisch verknüpft. Solche Datenstrukturen sind erforderlich, um in Querschnitts- sowie Längsschnittanalysen transnationale Wechselwirkungen von Migrationsprozessen und Integrationserfahrungen in Herkunfts-, Transit- und Zielländern zu untersuchen.

 

Regional konzentriert sich TRANSMIT auf zwei für Europa und Deutschland zentrale Herkunfts- bzw. Transitregionen: Westafrika (insb. Senegal und Gambia, Marokko und Nigeria) sowie die MENA Region (insb. Libanon und die Türkei). Die erhobenen Daten umfassen sowohl (potenzielle) Migrant*innen vor, während und nach ihrer Migration, als auch die nicht-migrantische Bevölkerung sowie relevante Akteure aus Politik und Zivilgesellschaft. So finden die individuellen und familiären Einflüsse, regionalspezifische Charakteristika und politische Prozesse Beachtung.

 

Die Forschung im Rahmen des TRANSMIT Forschungsverbundes strukturiert sich entlang von drei zentralen Themenfeldern: 1) (Selbst)Selektionseffekte entlang von Migrationsrouten, 2) Dynamiken des sozialen Zusammenhalts und sozialer Aushandlungsprozesse und 3) Lebensrealitäten und Wohlergehen von (potenziellen) Migrant*innen. Durch die gemeinsame Bearbeitung der drei Themenfelder lassen sich komplexe Zusammenhänge erkennen und untersuchen. Beispielhaft hierfür sind folgende Fragestellungen:

     

  • Welche Dynamiken und Rahmenbedingungen wirken zusammen, damit manche Menschen migrieren oder migrieren wollen, während andere dies unter ähnlichen sozioökonomischen Umständen nicht tun?
  • Wie hängt die Selektivität von Migrationswünschen und -möglichkeiten mit Integrationsprozessen und dem sozialen Zusammenhalt zusammen?
  • Welche Rolle spielen Rassismus und Diskriminierungserfahrungen unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen, wie ausgeprägt sind diese Erfahrungen in unseren Studienkontexten und welche grenzüberschreitenden Zusammenhänge lassen sich dabei identifizieren?
  • Wie wirken sich unterschiedliche transnationale Familienkonstellationen auf den Migrationsverlauf sowie Teilhabechancen und Integrationsverläufe in Deutschland aus?
  • Welche sozialen und soziostrukturellen Unterschiede zwischen Migrant*innen aus einer Herkunftsregion beeinflussen Teilhabechancen und Integrationsverläufe (z.B. alleinerziehende Frauen, unterschiedliche Formen von Erwerbstätigkeit oder junge Menschen, die sich sozial engagieren)?
  • Welche intersektionalen Formen von Benachteiligungen, Handlungszwängen und Unterstützungsbedarfen lassen sich daraus ableiten?
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2023 wird die Migrationsabteilung des DeZIM-Instituts sich offiziell dem TRANSMIT Forschungsverbund anschließen und die MENA-Forschung, insbesondere zur Situation geflüchteter Afghan*innen in der Türkei unterstützen und die Vernetzung der Migrationsforschung innerhalb der Forschungsgemeinschaft weiter stärken. Mit der Verlängerung des Projektes bis Ende 2024 ist die Weiterführung der quantitativen Längsschnitterhebungen möglich. So arbeitet TRANSMIT 2023 an der geplanten Durchführung der zweiten Erhebung in Nigeria, der dritten Erhebung in Senegal und Gambia und der jeweils vierten Welle in der Türkei und im Libanon der 2019 begonnenen Erhebungen. In Gambia und im Transitkorridor Marokko-Spanien werden 2023 auch die qualitativen Datensätze weiter ausgebaut. Hinzu kommen neue Fokuserhebungen in Deutschland: Im Frühjahr 2023 wird die erst repräsentative Datenerhebung unter westafrikanischen Migrant*innen in Deutschland durchgeführt. Außerdem werden qualitative Daten zu transnationalen Bindungen von Migrant*innen aus dem Nahen Osten in Deutschland erhoben.

 

Inhaltliche Schwerpunkte der Forschungsarbeit sind unter anderem die Auswirkungen von Diskriminierung, lokalen und transnationalen Krisenerfahrungen, Gender-Dynamiken und fehlender Gesundheitsversorgung auf Migrations- und Rückkehrentscheidungen und die Folgen von Abschiebekooperationen im Herkunftskontext und für zivilgesellschaftlichen Aktivismus. Als das am stärksten international ausgerichtete Projekt der DeZIM-FG ist TRANSMIT zudem darum bemüht, internationale Kooperationen der Forschungsgemeinschaft weiter auszubauen und durch Wissenstransferangebote transnationale Perspektiven im deutschen Diskurs zu Migration und Integration weiter zu stärken.

 

Beteiligte Verbundpartner: Berliner Institut für empirische Integrations- und Migrationsforschung (BIM); DeZIM-Institut, Abteilung Migration (DeZIM-I); Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB); Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS); Mannheimer Zentrum für Europäische Sozialforschung (MZES); Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB, Verbundkoordination)

Förderung: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Drittmittel)

Kooperationspartner:

Charité – Universitätsmedizin Berlin