Ukraine-Engagement in Deutschland
Neue und alte Formen des Engagements für Geflüchtete
Abteilung Konsens und Konflikt
Projektleitung: Dr. Ramona Rischke , Dr. Elias Steinhilper , Dr. Zeynep Yanaşmayan , Prof. Dr. Sabrina Zajak
Projektmitarbeitende: Sifka Etlar Frederiksen , Liam Haller , Sophia Recht
Der Krieg in der Ukraine und die damit verbundene Flucht von Millionen Menschen haben die Aufnahme der Geflüchteten erneut ins Zentrum der öffentlichen Debatte in Europa gerückt. Ähnlich wie bereits 2015 packen freiwillige Engagierte mit an und organisieren Unterstützung oder setzen sich politisch für die Rechte von Geflüchteten ein. Bemerkenswert ist, dass viele Menschen ihre Haus- und Wohnungstüren für Schutzsuchende öffnen. Private Unterbringung trägt momentan wesentlich dazu bei, die Unterbringung von Ankommenden aus der Ukraine zu gewährleisten. Gleichzeitig bedarf es auch jetzt anderer Formen des Engagements für Geflüchtete, sei es in der Begleitung bei Behördengängen, im Spracherwerb oder in Patenschaften.
Aktuell wissen wir allerdings wenig darüber, wie genau Engagement in Zeiten des Ukrainekriegs aussieht. Wir wissen nicht, wer sich engagiert, aus welchen Beweggründen und mit welchen Einstellungsmustern. Sind es dieselben Personen, die bereits 2015/2016 aktiv waren, oder aktiviert der Ukrainekrieg andere Bevölkerungsgruppen? Ebenso wissen wir nur wenig über die konkrete Praxis der Unterbringung, etwa die räumlichen Begebenheiten, die Unterstützungs- und Beratungsbedarfe der Menschen, die Geflüchtete aufnehmen sowie die Herausforderungen. Hat ihr Engagement im Allgemeinen und die private Aufnahme im Besonderen verändert, wie sie Geflüchtete wahrnehmen? Indem wir diese Fragen beantworten, können wir das gegenwärtige Ausmaß, Form, Chancen und Herausforderungen des Geflüchtetenengagements erfassen. Die Erkenntnisse ermöglichen es auch, Engagierte und mit ihnen zusammenarbeitende staatliche Stellen, Erstaufnahmeeinrichtungen und Wohlfahrtsverbände besser zu unterstützen.
Um die Forschungslücke zu schließen und den akuten Datenmangel zu beheben, verfolgt das Projekt ein integriertes Forschungsdesign, welches Erkenntnisse aus verschiedenen Erhebungen mit unterschiedlichen Samplingstrategien, inhaltlichen Foki und Kooperationspartnern kombiniert. Dazu zählt erstens eine quantitative Befragung von privat Unterbringenden (u.a. zu Umfang, Form und Dauer der Unterbringung, Zugang zu Unterstützungsangeboten, Praktiken und Herausforderungen privater Unterbringung (kurz „private Unterbringungserhebung“) und zweitens eine Bevölkerungsbefragung von Engagierten (kurz „Engagementbefragung“). Aufbauend auf und angelehnt an frühere Befragungen zum Engagement für Geflüchtete (Freiwilligensurvey 2019, Allensbachstudie zum Geflüchtetenengagement 2018) erlaubt die Befragung differenziertere Einblicke in die Tätigkeitsfelder, Motivlagen, und Erfahrungen im Engagement (inkl. Gründe der Engagementbeendigung). Schließlich ergänzen wir drittens die quantitativen Erhebungen durch qualitative Hintergrundgespräche, um relevantes Kontextwissen zu erfahren, einer Analyse sozialer Mediendebatten, sowie ggfls. ab 2023 durch Diskussionsrunden zu ausgewählten Leitfragen mit Engagierten (“Fokusgruppen”).
Die Ergebnisse des Projekts ermöglichen es uns, Handlungsempfehlungen an Politik und Gesellschaft zu formulieren, wie das Engagement für Geflüchtete nachhaltig gestärkt und die Unterbringungssituation verbessert werden kann.
Veröffentlichungen:
1) DeZIM.insights Working Paper (2022): New platforms for engagement: Private accommodation of forced migrants from Ukraine.
Expert*innenrat zur Engagementbefragung:
Dr. Julia Simonson
Leiterin Forschung und stellvertretende Institutsleiterin Deutsches Zentrum für Altersfragen (DZA)
Prof. Dr. Jochen Roose
Konrad-Adenauer-Stiftung, Hauptabteilung Analyse und Beratung
Dr. Holger Krimmer
Geschäftsführer der ZiviZ gGmbH
Förderung: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Drittmittel)