Publikationstyp: Rezension 2
Der NSU-Komplex und seine Folgen: Die Perspektive der Betroffenen
Untertitel: John, Barbara (Hg.) 2014: Unsere Wunden kann die Zeit nicht heilen. Was der NSU-Terror für die Opfer und Angehörigen bedeutet. Freiburg: Herder.
AutorInnen: Dengler, Pascal Publikationsjahr: 2016
Seit der Selbstenttarnung des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) am 4. November 2011 sind bereits über vier Jahre vergangen. Der rechtsterroristischen Vereinigung werden zehn Morde, mindestens zwei Bombenanschläge, bei denen mehrere Personen zum Teil lebensgefährlich verletzt wurden, sowie mindestens 15 bewaffnete Raubüberfälle zugerechnet. Neun der Opfer wurden mutmaßlich aufgrund eines rassistischen Tatmotivs ermordet. In der Zwischenzeit legten fünf parlamentarische Untersuchungsausschüsse auf Bundes- und Länderebene ihre Abschlussberichte vor, weitere Untersuchungsausschüsse befinden sich noch mitten in der Aufarbeitung des NSU-Komplexes. Abgeschlossen scheint die vollständige Aufarbeitung noch lange nicht zu sein. Während die Rolle des Verfassungsschutzes sowie die defizitäre, länderübergrei-fende Zusammenarbeit von Ermittlungs- und Sicherheitsbehörden bereits in einer breiteren Öffentlichkeit diskutiert wurden (Aust/Laabs 2014; Funke 2015), erscheinen die spezifische Ermittlungsarbeit in der aktiven Zeit des NSU noch in Teilen unterbelichtet und die Perspektiven der Angehörigen der Mordopfer als weitestgehend ungehört. Diesem blinden Fleck oder zumindest grauen Schatten in der Aufarbeitung widmet sich der Sammelband „Unsere Wunden kann die Zeit nicht heilen. Was der NSU-Terror für die Opfer der Angehörigen bedeutet“, den Barbara John 2014 herausgab.
doi: 10.1515/fjsb-2016-0215 ISSN: 2365-9890