How Many Syrian Refugees in Turkey Want to Migrate to Europe and Can Actually Do So?

Die Türkei ist das Hauptaufnahmeland von syrischen Geflüchteten. Es leben dort mittlerweile etwa 2,7 bis 3,6 Millionen aus Syrien geflohene Menschen (offizielle Statistiken weichen hier stark von anderweitigen Schätzungen ab). Zwischen 2011 und 2019 sind etwa 1,3 Millionen Syrer*innen in die Europäische Union und davon etwa die Hälfte nach Deutschland weitergereist. Weitere rund 414.000 Menschen sind türkischen Angaben zufolge bereits wieder zurückgekehrt. Angesichts der Lage in Syrien und der aktuellen politischen und wirtschaftlichen Situation in der Türkei stellt sich die Frage, welche zukünftigen Migrationsaspirationen die in der Türkei lebenden Syrer*innen haben und wie viele von ihnen nach wie vor in die EU oder in eine andere Region weiterwandern möchten. Zu diesem Zweck haben wir zwischen November 2018 und Mai 2019 rund 1.900 Syrer*innen in der Türkei nach ihren Migrationsaspirationen und ihren aktuellen Lebensbedingungen gefragt: Für kaum eine*n von ihnen kam es zum Zeitpunkt der Befragung in Betracht, nach Syrien zurückzukehren. Etwa die Hälfte der Menschen konnte sich vorstellen, in der Türkei zu bleiben. Gleichzeitig hatte gut ein Viertel den Wunsch, in Zukunft in einem Land außerhalb der Türkei oder Syriens zu leben. Knapp ein Viertel würde, sofern die Möglichkeit bestünde, nach Europa oder auch anderswohin gehen. Dabei wollen vor allem diejenigen in ein Land außerhalb Syriens oder der Türkei weiterwandern, die Familienangehörige in Europa haben. Auch ist unter hochqualifizierten syrischen Geflüchteten, die zum Beispiel einen Universitätsabschluss haben, sowie unter Personen mit kurdischer Muttersprache die Wahrscheinlichkeit vergleichsweise hoch, in ein europäisches oder ein anderes Land weiterwandern zu wollen. Im Rahmen der Befragung hat sich jedoch ebenfalls gezeigt, dass weniger als zwei Prozent der syrischen Geflüchteten über die finanziellen Mittel verfügen, die nötig wären, um die Weiterreise anzutreten. Daraus lässt sich schließen, dass der Migrationsdruck insgesamt eher gering ist. Vielmehr befindet sich die Mehrheit der Syrer*innen in der Türkei inmitten eines Integrationsprozesses, weshalb hier weiterhin internationaler Unterstützungsbedarf besteht.