Publikationstyp: Monografie

Kindsmord in den Medien

Untertitel: Eine Diskursanalyse ost-west-deutscher Dominanzverhältnisse

AutorInnen: Heft, Kathleen Publikationsjahr: 2020

Kindstötungen durch Mütter sorgten in den 2000er Jahren wiederholt für spektakuläre mediale Berichterstattung. Die Autorin untersucht den medialen Kindsmorddiskurs dieser Jahre, sein Zusammenspiel mit Diskursen über Ost- und Westdeutschland und die Entstehung des Diskurses über die Ost-Kindsmörderin. Am Beispiel dieses Diskurses zeigt sie, wie der Osten ‚ossifiziert‘ und zum Anderen einer westdeutschen Norm und Normalität gemacht wird.

Die Studie arbeitet typische Darstellungsmuster von Kindstötungen durch Mütter in medial-öffentlichen Verhandlungen heraus und kontextualisiert diese in historischen, juridischen und medizinisch-psychologischen Diskursen. Im Zentrum der kulturwissenschaftlichen Analyse stehen dabei die Entstehung und die Struktur des Diskurses über die ostdeutsche Kindsmörderin und sein Zusammenspiel mit gängigen Ostdeutschland-Diskursen. Dabei fragt die Studie nach den Subjektpositionen und Zugehörigkeiten, die durch diese spezifische Verknüpfung von Geschlechterwissen mit Diskursen über den Osten Deutschlands hervorgebracht oder verhindert werden. Am Beispiel des Diskurses über die ostdeutsche Kindsmörderin zeigt die Autorin, wie der Osten und die Ostdeutschen als kulturell Anderes einer westdeutschen Norm und Normalität konstruiert und subjektiviert werden. Für diese spezifische Form der Kulturalisierung im deutsch-deutschen Nachwendekontext führt sie den Begriff ‚Ossifizierung‘ ein. Die Autorin nutzt dafür ein von postkolonialer Theorie inspiriertes Theoriekorpus zur Konstruktion von Ost- und Westeuropa, wobei sie eine sorgfältige Analyse der komplexen und ambivalenten Verortungen von Ostdeutsch-Sein im hegemonialen (West-)Deutsch-Sein vornimmt.

Heft, Kathleen (2020): Kindsmord in den Medien: Eine Diskursanalyse ost-west-deutscher Dominanzverhältnisse. Budrich Academic Press.