Lokale Konfliktdynamiken in der Migrationsgesellschaft

Proteste sind ein Indikator für Konflikte innerhalb einer Gesellschaft. Analysen des Protestgeschehens helfen, die Entwicklung gesellschaftlicher Spaltungslinien systematisch zu rekonstruieren und zu vergleichen. In dieser Research Note wird die inhaltsanalytische Methode der Protestereignisanalyse auf den lokalen Kontext angewandt, um am Beispiel von Plauen (Sachsen) und Neuruppin (Brandenburg) lokale Konflikte um Migration zwischen 2014 und 2018 zu untersuchen. Wie die Analyse zeigt, erreichte die Protestaktivität in beiden Städten einen Höhepunkt im Spätsommer 2015, als Deutschland verstärkt Geflüchtete aufnahm. Zudem verweist das gleichzeitige Auftreten dezidiert promigrantischer und migrationsablehnender Proteste auf eine starke gesellschaftliche Polarisierung um Migrationsfragen. Der Aktivierungsschub in der Zivilgesellschaft hat die Konfliktdynamiken jedoch nicht nachhaltig verändert. Im Vergleich der beiden Städte zeigen sich neben den genannten Gemeinsamkeiten im Protestgeschehen auch starke lokale Unterschiede; so dominieren in Neuruppin promigrantische Proteste, in Plauen hingegen migrationsablehnende Proteste. Die Ergebnisse unterstreichen, dass migrationsbezogene Konfliktdynamiken lokal stark variieren können. Proteste müssen somit lokal vergleichend analysiert werden.