Feministische Außenpolitik: von Werten zu konkreten Maßnahmen.

Ergebnisse einer Studie zur Förderung von Diversität in der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik

Am 12. März organisierte die Abteilung Konsens & Konflikt im Rahmen des vom Auswärtigen Amt geförderten Projektes „Diversität in den Förder- und Kooperationsstrukturen der Auswärtigen Kultur-und Bildungspolitik“ eine Veranstaltung zum Thema: Feministische Außenpolitik: von Werten zu konkreten Maßnahmen. Vor einem Jahr stellte Außenministerin Annalena Baerbock im Vorfeld des internationalen Frauentags die Leitlinien zur feministischen Außenpolitik vor. Ein Jahr später und anknüpfend an die Studie des DeZIM-Instituts zur Förderung von Diversität in der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik (AKBP) soll nun erneut ein Blick darauf geworfen werden, wie eine werteorientierte Außenpolitik Diversität nicht nur als wichtigen Bestandteil begreifen, sondern diese auch strukturell fördern kann. Dafür haben zunächst die Autor*innen der Studie die Ergebnisse vorgestellt und anschließend aktuelle Implikationen mit den Podiumsgästen und dem Publikum diskutiert.

Zentrale Ergebnisse der Studie sind, dass Diversität wird in zivilgesellschaftlichen Organisationen in Deutschland oft schon mitgedacht und angestrebt wird, die Formalisierung (z.B. Diversitätsstrategie oder Antidiskriminierungs-Beauftragte) aber oft noch in den Anfängen steckt. Das zeigt sich auch an dem Mangel an personeller Diversität in zivilgesellschaftlichen Organsiationen in Deutschland: Personen mit Fluchterfahrung, Beeinträchtigung oder Rassismuserfahrung sowie Personen unterschiedlicher ethnischer Herkunft sind unterrepräsentiert. Frauen sind in den Vorständen unterrepräsentiert. Die Formalisierung von Diversität ist jedoch von finanziellen und personellen Ressourcen abhängig.

In der Förderung durch die AKBP sind häufig genannte Zugangsbarrieren der hohe bürokratische Aufwand, außerdem zeigt sich die Bedeutung von Netzwerken: Teile der Förderung werden informell vergeben, so dass Netzwerke eine entscheidende Rolle für den Erhalt von Förderung spielen. Diversitätssensible Förderpraxis im Sinne einer feministischen Außenpolitik in repressiven Kontexten steht unter besonderen Herausforderungen – hier muss die Perspektive lokaler zivilgesellschaftlicher Akteure eingebunden werden. Auch auf der Seite der Fördergeber fehlt es an Diversität: Mitarbeiter*innen der Mittlerorganisationen und des Auswärtigen Amtes sehen ihre Organisationen als zu wenig divers an und finden selbst, dass es hier Handlungsbedarf für ihre international arbeitenden Organisationen gibt.

In der anschließenden Podiumsdiskussion konnten die Ergebnisse und Handlungsempfehlungen aus der jeweiligen Perspektive der Podiumsgäste diskutiert werden. Helene Wolf von FairShare of Women Leaders e.V. merkte an, dass sie die Daten der DeZIM-Studie mit denen aus ihrem Monitoring von Frauen in zivilgesellschaftlichen Organisationen in Deutschland decken – im FairShare Monitor zeige sich sogar ein größerer zwischen dem Anteil von Frauen in der Belegschaft im vergleich zu den Fürhungspositionen. Bisher zeige sich dort außerdem kaum Veränderung über die Zeit. Gitte Zschoch (Generalsekretärin des ifa) merkte an, dass Veränderungen jeweils von der gesamten Organisationen mitgetragen werden müssten. Lien Heidenreich-Seleme (Goethe-Institut) schätze die Handlungsempfehlungen des DeZIM Instituts als sinnvoll und theoretisch machbar ein. Sie berichtete von ein paar Best-Practice Beispielen aus ihrer eigenen Arbeit, zum Beispiel die Übersetzung von Ausschreibungen, Offenheit für andere Antragsformen (z.B. per Video statt schriftlich) und lokalen Besetzungen von Jurys für die Entscheidungen. Peter Kettner (Referatsleiter im Auswärtigen Amt) merkte an, dass der politische Meinungsbildungsprozess muss auch im Ausland sichtbar gemacht werden müsse. Damit das Thema nicht wieder untergehe, müsse Diversität unabhängig von Leitungen langfristig Strukturen etabliert werden. Hier gebe es derzeit auch viele interne Prozesse im Auswärtigen Amt. Sabrina Zajak ergänzte, dass bei Diversitätsfragen auch immer Diskriminierung und Rassismus mit gedacht und erfasst werden müsste.

Aus dem Publikum gab es viele interessierte und kritische Nachfragen, zum Beispiel wie können unterschiedliche Kontexte und Machtstrukturen bei der Verhandlung von Diversität in lokalen Zivilgesellschaften mitgedacht werden könnten und wie Themen von Diversität und Rassismus im Angesicht heutiger außenpolitischen Krisen verhandelt werden.

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Kontakt

Olga Paczynska

Veranstaltungsmanagerin
Stabsstelle Kommunikation & Wissenstransfer

veranstaltungen(at)dezim-institut.de

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