Wie zugehörig fühlen sich Muslim*innen in Europa?

Am 6. Juli fand dazu eine Lunch Discussion mit DeZIM-Fellow Karen Phalet, Marc Helbling, Ozan Zakariya Keskinkılıç & Naika Foroutan statt.

In vielen europäischen Ländern betrachtet die Mehrheit ihre muslimischen Minderheiten mit Skepsis bis hin zu offener Ablehnung. Das zeigt sich hierzulande in den vielen Debatten um Kopftücher und Islamismus, um „Clan-Kriminalität“ und „Ehrenmorde“, um Antisemitismus unter Muslim*innen sowie um die Frage, ob der Islam zu Deutschland gehört. Wie wirkt sich das auf die Menschen aus, über die dabei gesprochen wird?

Die belgische Sozialpsychologin Prof. Dr. Karen Phalet hat sich mit dem Zugehörigkeitsgefühl und der Perspektive muslimischer Minderheiten in verschiedenen europäischen Ländern beschäftigt. Sie hat Studien mit jungen Erwachsenen und mit Schulkindern von 14 bis 17 Jahren durchgeführt sowie mit deutschen, niederländischen und belgischen Daten gearbeitet. Dabei zeigte sich, dass sich Muslim*innen besonders wenig mit dem Land identifizieren, in dem sie leben. Das gilt auch dann, wenn sie beruflich erfolgreich oder politisch engagiert sind.

Woran liegt das? Wie lässt sich das ändern? Wie unterscheiden sich europäische Länder in ihrem Umgang mit Muslim*innen? Welche Rolle spielen dabei das Verhältnis von Staat und Religion im Allgemeinen sowie der Grad der Religiösität der jeweiligen Muslim*innen in diesen Ländern? Prof. Dr. Karen Phalet gab dazu einen Input, der im Anschluss lebhaft diskutiert wurde.

Fotos: Paul Lovis Wagner

Sprecher*innen

  • Prof. Dr. Karen Phalet lehrt Sozial- und Kulturpsychologie an der Katholieke Universiteit Leuven in Belgien. Sie beschäftigt sich mit Mehrheiten und Minderheiten und vergleicht verschiedene Gruppen von Migrant*innen und migrantisierten Personen hinsichtlich ihrer Bildungserfolge, ihrer politischen Teilhabe und ihren nationalen Zugehörigkeitsgefühlen. Dazu hat sie mehrere Artikel in wissenschaftlichen Zeitschriften und Beiträge in Sammelbänden veröffentlicht. Seit 2021 forscht sie als Fellow am DeZIM-Institut in Berlin.
  • Prof. Dr. Marc Helbling ist Politikwissenschaftler. Er lehrt Soziologie mit Schwerpunkt Migration und Integration an der Universität Mannheim und ist Research Fellow in der Abteilung Migration, Integration, Transnationalisierung am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB). Er forscht zu Immigrations- und Staatsbürgerschaftspolitik, Fremdenfeindlichkeit und Islamophobie, Nationalismus und Islam in Europa. 2012 hat er den Sammelband „Islamophobia in the West“ (Routledge) herausgegeben.
  • Ozan Zakariya Keskinkılıç ist Politikwissenschaftler, Rassismusforscher, Autor und Lyriker. Er lehrt und forscht an der Alice Salomon Hochschule für soziale Arbeit u.a. zu antimuslimischem Rassismus, Antisemitismus, Orientalismus sowie jüdisch-muslimischen Beziehungen und widerständiger Kunst- und Kulturproduktion. 2021 erschien von ihm das Buch „Muslimaniac – Die Karriere eines Feindbildes“.
  • Moderation: Prof. Dr. Naika Foroutan ist Direktorin des DeZIM. Sie lehrt Integrationsforschung und Gesellschaftspolitik an der Humboldt Universität zu Berlin und leitet dort das Berliner Institut für Integrations- und Migrationsforschung (BIM). Zuletzt veröffentlichte sie mit Jana Hensel den Gesprächsband „Die Gesellschaft der Anderen“ (2020).

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