Wie beurteilen die Menschen in Deutschland die AfD?

Ablehnung, Angst und Abwanderungspläne: Die gesellschaftlichen Folgen des Aufstiegs der AfD

Wie bewerten die Menschen in Deutschland die Ziele der Partei und mögliche Konsequenzen für sich selbst? Die neue Kurzstudie zeigt: Mit und ohne Migrationshintergrund denken angesichts des AfD-Aufstiegs viele über Auswanderung aus Deutschland oder Wegzug aus ihrem Bundesland nach. Die Folgen für Wirtschaft, Demokratie und Zusammenhalt wären verheerend, warnen beteiligte Forscher*innen.

Die Pressemitteilung und Kontaktdaten für mögliche Interviewanfragen finden Sie hier, alle weiteren Informationen zur Publikation hier.

Die Studie zeigt, dass die AfD keine breite ideologische Unterstützung hat. Extreme Positionen, etwa zur ‚Remigration‘, stoßen auf deutliche Ablehnung. Die bürgerlichen Parteien sollten sich also klar von der AfD abgrenzen. Um gravierende Folgen für Demokratie, Zusammenhalt, aber auch die Wirtschaft abzuwenden, sollten sie Lösungen bieten und jene ernst nehmen, die den Aufstieg der Partei mit Sorge sehen.
Prof. Dr. Sabrina Zajak, Leiterin der Abteilung Konsens und Konflikt

Eine klare Mehrheit der Befragten bewertet die AfD als:

  • Demokratiefeindlich (72,4 %),
  • Rassistisch (80,0 %) und
  • Extremistisch (76,9 %)

Rund 71 % der Befragten sehen sie nicht als eine Partei „wie jede andere“.

Diese Einschätzungen sind weitgehend unabhängig von Faktoren wie Herkunft oder politischer Einstellung. Einzig AfD-Anhänger*innen bewerten dies anders.

Die Debatte um „Remigration“ löst bei knapp 60 % aller Befragten – unabhängig ihrer Herkunftsregion – Angst aus.

Die meisten Befragten (84,9 %) lehnen die AfD-Pläne zur „Remigration“ ab.

Sogar knapp ein Drittel der AfD-Anhänger*innen (32,8 %) steht diesen Plänen kritisch gegenüber.

Diese Analyse zeigt deutlich die Spaltung in der Gesellschaft. AfD-Sympathisanten stimmen im klaren Gegensatz zu allen anderen demografischen und politischen Gruppen dem rechtsradikalen Konzept der ‚Remigration‘, welches massenhaft Menschen umsiedeln will, eher zu. Die Stimmung erzeugt Angst und Auswanderungsgedanken bei Andersdenkenden. Zugleich zeigen die Daten, dass sich AfD-Anhänger für normal und nicht radikal halten.
Prof. Dr. Andreas Zick, Professor für Sozialisation und Konfliktforschung an der Universität Bielefeld

Wegen des Aufstiegs der AfD, erwägt fast jede 4. befragte Person mit Migrationshintergrund hypothetisch, Deutschland zu verlassen. Fast jede*r 10. hat konkrete Pläne.

Bei Befragten ohne Migrationshintergrund denkt mehr als jede 10. Person (11,7 %) hypothetisch darüber nach.

Falls die AfD Teil der Landesregierung werden sollte, überlegt mehr als ein Drittel (33,8 %) der Befragten mit Migrationshintergrund das Bundesland zu wechseln.

Konkrete Pläne haben 12,5 % von ihnen, wobei dies für Menschen mit Herkunft aus dem arabischen Raum (24,1 %) und aus europäischen Nicht-EU-Staaten (15,3 %) besonders häufig zutrifft.

Jede*r fünfte Befragte ohne Migrationshintergrund denkt zumindest über einen Wegzug aus dem eigenen Bundesland nach.

Wenn fast jeder Fünfte bei einem Sieg der AfD darüber nachdenkt, sein Bundesland zu verlassen, bedeutet dies gerade für Ostdeutschland einen kaum verkraftbaren Verlust an Wissen, Know-how und Wirtschaftskapazität. Zudem dürfte eine Gewinnung von Fachkräften bei einem solchen Image faktisch unmöglich werden.
Prof. Dr. Gert Pickel, Professor für Kirchen- und Religionssoziologie an der Universität Leipzig