MIND.set

Actions Speak Louder Than Words

Cluster "Daten - Methoden - Monitoring"

Projektleitung: Dr. Laura ScholaskeDr. Susanne Veit

Projektmitarbeitende: Hannah Arnu Hannah BethgeDr. Stefanie Hechler Elli Zey

Laufzeit Januar 2021 bis Dezember 2024
Status Laufendes Projekt

Während Befragungen zu Diskriminierungserfahrungen Hinweise auf hohe Prävalenzraten liefern (Uslucan & Yalcin 2012) und das Ausmaß rechter Hasskriminalität seit 2014 deutlich zugenommen hat (BMI 2019), legen große gesellschaftliche Befragungen, wie beispielsweise die „Mitte“-Studien der Friedrich-Ebert-Stiftung (Zick, Küpper & Krause 2016) nahe, dass die Einstellungen in der Bevölkerung gegenüber gesellschaftlichen Minderheiten und gegenüber Zuwanderung und Pluralität relativ stabil sind und sich kaum verändert haben. Dieser scheinbare Wiederspruch ist zum Teil dadurch erklärbar, dass sich nicht jede Einstellung in entsprechendem Verhalten zeigt und nicht jedes Verhalten mit einer entsprechenden Einstellungsänderung einhergeht, und zum Teil dadurch, dass Befragungsdaten bei sensiblen Themen wie Diskriminierungserfahrungen oder -potenzial starken Verzerrungen durch sozial erwünschtes Antwortverhalten oder subjektive Blickwinkel unterworfen sind.
Eine gute Alternative bieten hier Messverfahren, bei denen Verzerrungen durch sozial erwünschtes Antwortverhalten minimiert werden, wie z.B. Feldexperimente oder indirekte Messverfahren. Indirekte Messverfahren stellen statt Antworten auf direkte Fragen Reaktionszeiten und Fehlerquoten ins Zentrum – und somit ein Verhalten, das weniger der willentlichen Kontrolle und damit verbundenen Verzerrungen unterworfen ist als explizit geäußerte Einstellungen. Indirekte Messverfahren machen spontane Assoziationen und andere kognitive Prozesse sichtbar und stellen dadurch eine wichtige Ergänzung zu expliziten Einstellungsmessungen dar (Gawronski & Bodenhausen 2006).
Aus diesem Grund haben wir im Rahmen der Kurzprojekte des Nationalen Diskriminierung- und Rassismusmonitors (NaDiRa) MIND.set entwickelt. MIND.set ist eine Online-Plattform zur Erstellung von browserbasierten Online-Experimenten und anderen indirekten Messverfahren, die die Möglichkeiten klassischer Programme für Onlineumfragen sprengen (da sie bspw. auf Darbietungs- und Reaktionszeiten im Bereich von Millisekunden angewiesen sind), und ihre Einbindung in klassische Onlineumfragen. Als konkrete Verfahren sind zunächst der Implizite Assoziationstest (Greenwald et al. 1998), die Affect Misattribution Procedure (Payne et al. 2005), der Police Office Dilemma Task (Correll et al. 2002), die Avoidance Task (Essien et al., 2017) und eine Adapatation des Who-Said-What Paradigmas (Buchner et al., 2008; Hechler et al., 2016) programmiert. MIND.set wird im Rahmen dieses Projektes so weiterentwickelt, dass es als Ressource anderen Forschenden (der DeZIM-Forschungsgemeinschaft und darüber hinaus) zur Verfügung gestellt werden kann. Es kann dann zur Anwendung der bereits hinterlegten Verfahren genutzt werden, aber auch durch entsprechende Programmierungen um weitere Anwendungen ergänzt werden.
Die Veröffentlichung von MIND.set ist für das Jahr 2024 geplant. Derzeit werden Validierungsstudien durchgeführt, die sowohl die Funktionalität der Plattform als auch die Anwendbarkeit der Verfahren im Kontext von Onlineumfragen untersuchen, es werden rechtliche Aspekte geprüft und Bedienungsanleitungen erstellt. 

Förderung: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Institutionelle Förderung)

Kooperationspartner:

Es besteht eine enge Kooperation mit Iniobong Essien (Leuphana Universität Lüneburg), der eine hohe Expertise im Bereich der indirekten Messverfahren hat, und mit Stefanie Hechler vom Experimentemodul des NaDiRa