Publikationstyp: DeZIM Research Notes 3
Systemrelevant und prekär beschäftigt: Wie Migrant*innen unser Gemeinwesen aufrechterhalten
AutorInnen: Khalil, Samir; Lietz, Almuth; Mayer, Sabrina J. Publikationsjahr: 2020

• Menschen mit Migrationshintergrund stellen rund ein Viertel aller Beschäftigten in systemrelevanten Berufen. Das entspricht ihrem Anteil an der erwerbstätigen Bevölkerung in Deutschland. In bestimmten Berufsgruppen, insbesondere im Dienstleistungs- und Pflegebereich, sind sie jedoch überproportional vertreten. Das gilt etwa für Reinigungsberufe und die Altenpflege, für Post und Zustellung sowie die Fahrzeugführung im Straßenverkehr. Die Mehrheit der Beschäftigten mit Migrationshintergrund in diesen Berufsgruppen ist im Ausland geboren und selbst eingewandert.
• Der Niedriglohnsektor in Deutschland ist in den vergangenen Jahren stark angewachsen. Migrant*innen, die im Ausland geboren wurden, arbeiten besonders oft zu Niedriglöhnen. Dies gilt insbesondere für systemrelevante Berufe: Migrant*innen arbeiten dort noch häufiger zu prekären Konditionen als in nicht systemrelevanten Berufen.
• Diese Entwicklung spiegelt die Veränderungen auf dem deutschen Arbeitsmarkt wider: Neue Stellen werden zunehmend in prekären Beschäftigungsverhältnissen geschaffen. Dies trifft auf viele systemrelevante Berufe in besonderem Maße zu. Zugleich steigt in Deutschland die Zahl an Migrant*innen, die in den vergangenen Jahren eingewandert sind. Da Migrant*innen häufig unter schwierigeren Startbedingungen in den Arbeitsmarkt einsteigen, sind sie eher bereit, Beschäftigungen unter prekären Bedingungen aufzunehmen.
• Die Startbedingungen von Migrant*innen, die nach Deutschland kommen, sollten verbessert werden. Außerdem sollten prekäre Beschäftigungsverhältnisse verringert werden. Das gilt insbesondere für systemrelevante Berufe. Die Arbeit in systemrelevanten Berufen sollte besser entlohnt werden. Davon würden Migrant*innen stark profitieren.
Open Access